Baden-Württemberg:Ex-Ministerpräsident Filbinger gestorben

Baden-Württembergs früherer Ministerpräsident Hans Filbinger ist tot. Der CDU-Politiker starb am Sonntag in hohem Alter in seinem Haus in Freiburg.

Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) würdigte am Montag in Stuttgart den Verstorbenen als "eine herausragende prägende Persönlichkeit". Die erfolgreiche Geschichte Baden-Württembergs sei "aufs Engste mit ihm und seinen politischen Leistungen verbunden".

Baden-Württemberg: In hohem Alter verstorben: Hans Filbinger.

In hohem Alter verstorben: Hans Filbinger.

(Foto: Foto: dpa)

Dem im Alter von 93 Jahren verstorbenen Filbinger sei es gelungen, die Integration der unterschiedlichen Landesteile wirkungsvoll voranzubringen und das Bildungswesen in Baden-Württemberg zu modernisieren. "Er war ein Landesvater im besten Sinne."

Filbinger hatte das Land von Ende 1966 bis August 1978 regiert. Wegen seiner vom Schriftsteller Rolf Hochhuth aufgedeckten Tätigkeit als Marinerichter am Ende des Zweiten Weltkrieges musste er von seinem Amt zurücktreten.

Geboren wurde Filbinger am 15. September 1913 in Mannheim als Sohn eines Bankbeamten. Er studierte Rechtswissenschaften und Volkswirtschaft. Im Jahr 1951 trat Filbinger der CDU im Südwesten bei. Dem Stuttgarter Landtag gehörte er von 1960 bis 1980 an.

Er wurde Innenminister und 1966 Ministerpräsident, nachdem sein Vorgänger Kurt Georg Kiesinger zum Bundeskanzler avanciert war. Filbinger baute bei den folgenden Wahlen die absolute Mehrheit der CDU im Lande stetig aus.

1978 jedoch wurde für ihn zum Schicksalsjahr. Es gab zahlreiche Veröffentlichungen über seine Tätigkeit als Marinerichter und seine Mitwirkung während der letzten Kriegsmonate als Beisitzer oder Ankläger an Verfahren, die mit Todesurteilen endeten.

Von dem Schriftsteller Rolf Hochhuth wurde Filbinger in der Wochenzeitung Die Zeit als "furchtbarer Jurist" bezeichnet. Filbinger, der gegen die Zeit und das Nachrichtenmagazin Der Spiegel vor Gericht zog, machte zum einen geltend, er habe seinerzeit weisungsgebunden gehandelt.

Zum anderen nahm er für sich in Anspruch, dass er auch Verurteilungen, darunter Todesurteile, verhindert habe. Nicht so sehr seine Vergangenheit als vielmehr seine als wenig überzeugend empfundene Art der Verteidigung führten dazu, dass sich schließlich auch in der CDU die Forderungen nach einem Rücktritt des bis dato ziemlich beliebten Ministerpräsidenten mehrten.

Filbinger räumte seinen Stuhl. Am 30. August 1978 wurde Lothar Späth Regierungschef. Er löste Filbinger später auch im Amt des CDU-Landesvorsitzenden ab. Doch wurde der geschasste Regierungschef noch Ehrenvorsitzender der baden-württembergischen CDU.

Vor dem Wirbel um seine Vergangenheit war Filbinger durchaus populär. Er galt vielen als erster Ministerpräsident im "Ländle", der das Attribut eines "Landesvaters" verdiente.

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