Baden-Württemberg: Die CDU nach der Abwahl:Mappus hat keine Lust mehr auf Politik

"Ich gehe nicht davon aus, dass ich 20 Jahre unter dem Buchstaben M auf den hinteren Bänken im Landtag sitze": Der abgewählte Ministerpräsident Stefan Mappus will sich aus der Politik zurückziehen. Sein Nachfolger als CDU-Landeschef soll Generalsekretär Thomas Strobl werden, aber der ist in der Partei umstritten.

Die CDU Baden-Württemberg will sich nach der Niederlage bei der Landtagswahl mit einer Doppelspitze in der Opposition neu aufstellen. Neben dem Fraktionsvorsitzenden Peter Hauk solle der Vorsitzende der baden-württembergischen Landesgruppe im Bundestag, Thomas Strobl, den Parteivorsitz übernehmen.

CDU-Generalsekretär Thomas Strobl

Thomas Strobl, der Generalsekretär der baden-württembergischen CDU will die Nachfolge des abgewählten Ministerpräsidenten Stefan Mappus antreten. An der Basis ist er jedoch umstritten.

(Foto: dpa)

Strobl kündigte an, seine Partei neu aufzustellen und die Basis stärker einzubinden. Der 51-Jährige wolle gemeinsam mit den Mitgliedern ein neues Profil für die CDU als Oppositionspartei erarbeiten. Sein Motto sei: "Zuhören, ernst nehmen, zusammenführen." Die Südwest-CDU dürfe nicht den Fehler machen, zu sagen: "Da ist ein kleiner Betriebsunfall passiert am 27. März, und das ist morgen wieder vorbei". Die Wahlniederlage sei "ein Kulturschock für eine Partei, die 58 Jahre auf Regieren getrimmt war", sagte Strobl.

Bis der Kompromiss mit Strobl und Hauk als Doppelspitze gefunden war, gab es allerdings heftige Dikussionen an der Parteibasis. Auf einer Konferenz am Mittwochabend in Sindelfingen herrschte eine sehr aufgeheizte Atmosphäre. Einige Mitglieder hatten Strobl sogar zum Rücktritt aufgefordert, weil er als Generalsekretär die historische Wahlniederlage mitzuverantworten habe. Fraktionschef Hauk hatte auf eine Gegenkandidatur verzichtet, obwohl er auf der Konferenz mehrfach aufgefordert wurde, zu kandidieren. Am Ende habe man sich auf Strobl geeinigt.

Der scheidende CDU-Landeschef und Ministerpräsident Stefan Mappus nahm Strobl in Schutz. "Die Wahl hat nicht Thomas Strobl verloren. Wir haben sie gemeinsam verloren." Es wäre unfair, dem Bundestagsabgeordneten aus diesem Grund den Zugriff auf das Amt des Parteichefs zu verweigern.

Mappus hat unterdessen angekündigt, sich in absehbarer Zeit aus der Politik zurückzuziehen. "Ich gehe nicht davon aus, dass ich 20 Jahre unter dem Buchstaben M auf den hinteren Bänken im Landtag sitze", sagte der 45-Jährige. Wo genau er seine berufliche Zukunft sieht, wollte Mappus aber nicht sagen. Der CDU-Politiker, der 1996 erstmals in den Landtag gewählt worden war, ist Diplom-Ökonom und hatte eine Zeitlang für Siemens Telefone vertrieben.

Auf der Konferenz wurde außerdem beschlossen, den für den 7. Mai angesetzten Parteitag auf kurz vor die Sommerpause zu verschieben. Davor sollen vier Regionalkonferenzen stattfinden, auf denen die Basis inhaltliche Fragen diskutieren kann.

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