Im nordhessischen Bad Karlshafen muss die Stichwahl um das Bürgermeisteramt wiederholt werden. Wie konnte es dazu kommen? Ein Anruf bei Hauptamtsleiterin Jennifer Spindler im Rathaus der 3800-Einwohner-Gemeinde.
SZ: Frau Spindler, in Bad Karlshafen muss einer der beiden Wahlkreise die Bürgermeisterwahl wiederholen, weil ein Wähler Einspruch erhoben hat. Was genau ist da passiert?
Jennifer Spindler: Der Wähler hat aus der Kabine heraus gefragt, ob er den Wahlzettel unterschreiben muss. Die Wahlhelfer hielten das für eine Scherzfrage und haben fröhlich "Ja, klar" geantwortet. Aber der Mann hat ihre Antwort ernstgenommen und wirklich unterschrieben. Damit war sein Wahlzettel natürlich ungültig. Später beim Auszählen ist den Helfern das aufgefallen, aber da war es schon zu spät.
Kommt es denn auf diese eine Stimme an?
In diesem Fall schon! Wir müssen die Wahl wegen einer einzigen Stimme wiederholen: Der Kandidat Marcus Dittrich hat 932 Stimmen bekommen, die Kandidatin Petra Werner 931. Beide sind parteilos. Weil das Ergebnis so knapp ist, wurde dem Einspruch überhaupt stattgegeben.
Weiß man, ob die Stimme des Mannes die Wahl entschieden hätte?
Im Einspruch ist festgehalten, wem der Wähler seine Stimme gegeben hat. Aber das ist natürlich geheim.
Die Stichwahl, die wiederholt wird, liegt ein halbes Jahr zurück. Erwarten Sie, dass die Wiederholung wieder so knapp ausfällt?
Ich kann die Stimmung im Ort gerade schlecht einschätzen. Wir sind alle sehr gespannt. Ich hätte nicht erwartet, dass es so ein Aufwand wird, einen Bürgermeister für knapp 3800 Einwohner wählen zu lassen. Aber so funktioniert eben Demokratie.
Die Stadtverwaltung erwartet einen hohen Medienandrang - und warnt die Wähler davor, öffentlich zu sagen, wo sie ihr Kreuzchen gemacht haben.
Ja, sonst wäre vielleicht das Wahlgeheimnis verletzt. Dann müssten wir womöglich noch einmal wählen.
Wie verhindern Sie, dass am Sonntag wieder Pannen passieren?
Also, dass man seinen Wahlzettel nicht unterschreiben soll, haben die lokalen Medien jetzt mehrfach erwähnt.
