Autobombe am Times Square: Urteil:Lebenslänglich für Attentäter

Fünf Monate nach dem gescheiterten Anschlag am New Yorker Times Square ist das Urteil gegen den Bombenleger gefallen: Er muss lebenslänglich ins Gefängnis - und reagiert mit dunklen Drohungen.

Ein Uni-Diplom, ein Eigenheim, eine Familie: Nach außen hin führte Faisal Shahzad ein völlig unauffälliges Leben. Doch hinter dieser Fassade wuchs offenbar das Unbehagen des 30-Jährigen mit dem Zustand der Welt. Es begann eine Radikalisierung, die schließlich in Gewaltbereitschaft umschlug.

Autobombe auf dem New Yorker Times Square entschärft

Schock am 1. Mai: Faisal Shahzad hatte am Times Square, mitten im Herzen New Yorks, eine Autobombe platziert. Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft hätte sie 40 Menschen töten können.

(Foto: dpa)

Am Abend des 1. Mai deponierte Shahzad eine selbst gebaute Autobombe am belebten Times Square im Herzen von New York. Nur das technische Versagen der Bombe verhinderte Blutvergießen.

Am heutigen Dienstag hat ihn ein US-Gericht in New York zu lebenslanger Haft verurteilt. Das Gericht hatte ihn allen zehn Anklagepunkten für schuldig befunden. Die selbst gebaute Bombe aus Gasflaschen, Benzinkanistern und Metallteilen hätte nach einer Prognose der Staatsanwaltschaft vermutlich 40 Menschen getötet.

Shahzad erwiderte den Urteilsspruch mit dunklen Drohungen: "Macht Euch gefasst darauf, dass der Krieg mit den Muslimen gerade erst begonnen hat", rief er im Gerichtssaal in New York. "Die Niederlage der USA wird kommen."

Shahzad war geständig, das Urteil ist eindeutig. Und doch bleibt für viele in den USA ein verstörendes Gefühl zurück. Der muslimische Einwanderer aus Pakistan, der zuletzt als Finanzanalyst arbeitete, hatte nach außen hin ein völlig unauffälliges Vorort-Leben geführt. Seinen Nachbarn und Kollegen blieb verborgen, dass er sich dem islamischen Extremismus zugewandt hatte.

Erst im April 2009 hatte Shahzad die US-Staatsbürgerschaft angenommen. "Haben Sie damals nicht einen Eid auf dieses Land abgelegt?", fragte ihn die Richterin am Dienstag. "Ich habe den Eid abgelegt, aber ich habe es nicht so gemeint", antwortete Shahzad.

Im Verlauf des Prozesses hatte Shahzad keinerlei Reue gezeigt. "Ich möchte mich hundertfach schuldig bekennen", sagte er bei einer Anhörung im Juni. "Ich habe nur den Terror erwidert, den die USA den Muslimen in der Welt zufügen."

Shahzad sagte aus, im vergangenen Jahr in einem Trainingslager der pakistanischen Taliban im Grenzgebiet zu Afghanistan gewesen zu sein. Dort habe er glernt, wie man Bomben baut. Die Taliban hätten ihm vor seiner Rückkehr in die USA einige tausend Dollar gegeben - mit dem spezifischen Auftrag, dort einen Terroranschlag zu verüben.

Shahzad brüstete sich in den Verhören regelrecht mit der Tat. Zunächst habe er den Times Square über Internet-Kameras beobachtet, um eine Stelle für die Bombe zu finden, an der er möglichst viele Passanten treffen konnte. Er habe mindestens 40 Menschen töten wollen.

"Ich habe einen großen Knall erwartet, doch dann passierte nichts", berichtete er über die Minuten nach dem versuchten Attentat. Die Bombe qualmte lediglich, ein Händler alarmierte die Polizei, die den gesamten Times Square abriegelte.

Die Polizei fasste Shahzad nach 53 Stunden Verfolgung an Bord eines startbereiten Flugzeugs. Er wollte offenbar nach Dubai.

Wie aus dem hoffnungsvollen Einwanderer, der mit 18 Jahren aus Pakistan zum Studium in die USA gekommen war, ein hasserfüllter Bombenleger werden konnte - darauf konnte in dem Prozess keine Antwort gefunden werden.

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