Austritt:Petry und Pretzell verlassen die AfD

Die Vorsitzende und ihr Ehemann erklären ihren Rücktritt und nähren so Spekulationen um die Gründung einer neuen Partei.

Von Jens Schneider, Berlin

Die langjährige AfD-Vorsitzende Frauke Petry hat am Dienstag ihren baldigen Austritt aus der Partei angekündigt. Gleichzeitig sagte in Düsseldorf ihr Ehemann Marcus Pretzell, der Landesvorsitzende in Nordrhein-Westfalen, dass auch er die AfD verlassen werde. In Dresden zog Petry sich zudem aus der von ihr geführten Landtagsfraktion zurück, zwei enge Vertraute aus der AfD-Fraktion folgten ihr. Am Montag hatte Petry bereits erklärt, dass sie nicht der neuen Bundestagsfraktion der AfD angehören will.

Es wird erwartet, dass Petry eine Abspaltung vorbereitet und eine neue Partei gründen will. Ihr Umfeld verweist auf die kommenden Tage. Unklar blieb, ob noch weitere Mitglieder der AfD-Bundestagsfraktion ihr folgen wollen. Einige bisherige Unterstützer ihrer Linie erklärten allerdings ausdrücklich, dass sie sich der bisherigen Parteichefin nicht anschließen würden.

Im Bundestag kam am Dienstag erstmals die neugewählte AfD-Fraktion im Bundestag zusammen. An dieser Sitzung nahmen außer Petry alle 93 gewählten Abgeordneten teil. Die bisherigen Spitzenkandidaten Alexander Gauland und Alice Weidel erklärten anschließend, es seien keine Tendenzen zu einer Spaltung in der Fraktion zu erkennen gewesen. Beide wurden am Abend gemeinsam zu Fraktionsvorsitzenden gewählt, sie bekamen die Stimmen von 80 der 93 Abgeordneten. Gauland sagte: "Wir binden alle AfD-Mitglieder ein, die mit uns zusammenarbeiten wollen."

Petry gab derweil in Dresden bekannt, dass sie die AfD verlassen wolle, ohne einen Zeitpunkt zu nennen. Den Termin werde sie selbst setzen, sagte sie. Zuvor hatten mehrere Spitzenpolitiker der AfD ihren Austritt gefordert. Petry erklärte ihren Rücktritt aus der Fraktionsspitze der sächsischen Landtagsfraktion mit der Begründung, dass sie sich nicht mehr in der Lage sähe, "AfD-Politik glaubwürdig zu vertreten, weil die vernünftigen programmatischen Ansätze durch abseitige Positionen seit geraumer Zeit konterkariert werden".

In Nordrhein-Westfalen begründete ihr Ehemann, der bisherige Fraktionsvorsitzende und AfD-Landeschef Marcus Pretzell, seinen Austritt aus der Fraktion mit dem Zustand der Partei. Mit ihm trat zudem ein weiterer Abgeordneter aus der Fraktion aus. Beide wollen wie auch Petry und ihre beiden Vertrauten in Dresden ihr Mandat als fraktionslose Abgeordnete behalten. Dagegen erklärten die neu in den Bundestag gewählten AfD-Mitglieder aus Nordrhein-Westfalen, dass sie in der Partei bleiben und der AfD-Fraktion angehören wollen. Zumindest ein Teil dieser künftigen Abgeordneten wurde bisher dem Umfeld von Pretzell zugerechnet.

Auch die Vertreter der sogenannten "Alternativen Mitte" bekannten sich zur AfD. Sie galten im Flügelstreit innerhalb der Partei bisher als Unterstützer des Kurses von Petry und hatten ihre Gruppierung gegründet, um sich für einen "betont bürgerlichen Kurs" der AfD einzusetzen. Man werde eine Abspaltung nicht mitmachen, sagte deren Sprecher Dirk Driesang am Dienstag: "Wir bekennen uns zur Einheit der Partei."

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