Außenminister-Treffen in London:Optimistische Töne gegen den IS

Shakir Waheib

Verbreiten Angst und Schrecken unter weiten Teilen der Bevölkerung im Irak und in Syrien: Kämpfer des "Islamischen Staats".

(Foto: AP)
  • In London beraten Außenminister aus 21 Ländern über den Kampf gegen die IS-Terrormiliz.
  • Im vierten Monat der Militäroffensive sei es gelungen, den Vormarsch der Dschihadisten im Irak zu stoppen, verkündet US-Außenminister Kerry.
  • Die irakischen Streitkräfte seien derzeit jedoch nicht fähig, von IS kontrollierte Gebiete zurückzuerobern.
  • In Syrien fällt es der Koalition wesentlich schwieriger, gegen die Dschihadisten vorzugehen, weil sie eine Abstimmung mit dem Regime von Baschar al-Assad ablehnt.

Von Paul-Anton Krüger, Kairo

Außenminister aus 21 Ländern haben am Donnerstag in London über das weitere Vorgehen gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) beraten. US-Chefdiplomat John Kerry, zusammen mit seinem britischen Kollegen Philip Hammond Gastgeber des Treffens, sagte auf der Konferenz, im vierten Monat der Militäroffensive sei es gelungen, den Vormarsch der Dschihadisten im Irak zu stoppen. Auch habe man ihren Zugang zu Ressourcen beschnitten und die Bewegungsfreiheit ausländischer Kämpfer verringert.

Verrohte und radikalisierte Rückkehrer aus dem Kriegsgebieten in Syrien und Irak gelten westlichen Sicherheitsbehörden derzeit als größte terroristische Bedrohung - auch über dieses Problem wollten die Minister bei ihrem ersten Treffen seit den Anschlägen von Paris am 7. Januar sprechen. Zudem wollten sie über die humanitäre Hilfe für die Zivilbevölkerung beraten.

"Es wird ein, zwei Jahre dauern, um IS aus dem Irak zu vertreiben"

Trotz ihrer bemerkenswert optimistischen Tonlage sagten Kerry und Hammond auch, dass noch mehr getan werden müsse. Die UN hatten erst in einem am Dienstag in Genf vorgestellten Bericht anhaltende Gräueltaten der Miliz dokumentiert. Alleine in den ersten drei Wochen des Jahres seien mindestens 41 Massenhinrichtungen von Zivilisten durch die Dschihadisten dokumentiert, hieß es. Vor allem Frauen würden immer wieder Opfer, aber auch Angehörige sunnitischer Stämme, die sich der Herrschaft der Steinzeit-Islamisten nicht bedingungslos unterwerfen würden. Hammond räumte ein, dass die irakischen Streitkräfte derzeit nicht fähig sind, von dem IS kontrollierte Gebiete zurückzuerobern.

"Das wird nicht in drei oder sechs Monaten geschehen. Es wird ein, zwei Jahre dauern, um den IS aus dem Irak zu vertreiben", prognostizierte er. "Wir erneuern die irakischen Sicherheitskräfte, wir rüsten sie neu aus, wir erneuern ihre Ausbildung und organisieren sie neu", sagte er. Es werde aber Monate brauchen, bis sie zu groß angelegten Kampfeinsätzen gegen den IS in der Lage seien.

Der irakische Premier Haidar al-Abadi hatte zuvor in einem Interview beklagt, die internationale Hilfe sei nicht ausreichend und komme nicht schnell genug in seinem Land an. Irak brauche logistische Unterstützung, Waffenlieferungen und mehr Hilfe bei der Ausbildung seiner Soldaten. Zugleich stellte er klar, sein Land wolle keine ausländischen Bodentruppen im Kampf gegen den IS.

"Wir brauchen mehr Ausrüstung"

Die USA haben mehr als 3000 Militärberater in den Irak entsandt, die aber nicht an Kampfeinsätzen teilnehmen sollen. US-Generalstabschef Martin Dempsey hatte jedoch bei einer Anhörung im Kongress zu erkennen gegeben, dass dies womöglich nicht durchzuhalten sei.

Der Kommandeur der kurdischen Peschmerga im Irak, Jabar Manda, äußerte sich im Sender Sky News ähnlich wie Abadi: "Wir brauchen mehr Ausrüstung, wir brauchen neue Waffen und wir brauchen die Luftschläge", sagte er. "Wir brauchen anhaltende Unterstützung und Ausbildung. Wir brauchen Munition. Wir brauchen neue Waffen, um diesen Krieg zu gewinnen." Deutschland hatte den Kurden Panzerabwehrraketen, automatische Waffen sowie Munition und Ausrüstung geliefert.

In Syrien fällt der Kampf gegen IS wesentlich schwieriger

Kurdische Einheiten haben nun nach eigenen Angaben IS-Kämpfer aus einem etwa 750 Quadratkilometer großen Gebiet im Nordirak verdrängt und damit eine der wichtigsten Versorgungsrouten in die von den Dschihadisten gehaltene Großstadt Mossul abgeschnitten.

An der Operation am Mittwoch seien etwa 5000 Soldaten beteiligt gewesen, die durch Luftangriffe der von den USA geführten Koalition unterstützt worden seien, teilte die kurdische Regionalregierung mit. Die Peschmerga hätten Mossul nun von drei Seiten abgeschnitten, was Spekulationen über einen möglichen Angriff auf die Stadt auslöste.

Die US-geführte Militärallianz, an der insgesamt etwa 60 Staaten beteiligt sind, fliegt seit dem Spätsommer Angriffe auf die IS-Miliz und andere Dschihadistengruppen. Der IS hatte im Sommer im Zuge einer Offensive die Kontrolle über weite Teile Syriens und des Iraks übernommen und hält immer noch einen Großteil dieser Gebiete.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: