Außenminister:Steinmeiers rasender Neustart

Es ist nicht zu übersehen, dass Frank-Walter Steinmeier Lust hat, wieder Außenminister zu sein. Das Tempo, mit dem er sich in das Amt stürzt, ist dennoch überraschend. Das mag Kanzlerin Merkel zu denken geben - zum Problem könnte es für die Verteidigungsministerin werden.

Ein Kommentar von Stefan Braun

Man konnte es ahnen. Frank-Walter Steinmeier hatte so ein Glücksgesicht, als er die Ernennungsurkunde in Empfang nahm. Und seine Begrüßungsrede im Weltsaal des Auswärtigen Amtes geriet ausführlich, fast schon überlang. Dass er Lust hat, wieder Deutschlands Außenminister zu sein, war also von Anfang an unübersehbar.

Trotzdem ist das Tempo, mit dem sich der SPD-Politiker in seine Aufgabe stürzt, so nicht unbedingt zu erwarten gewesen. Man kann an seinem Beispiel sehr gut studieren, wie nützlich es sein kann, wenn einer zurückkehrt, der sich auskennt. Eingewöhnungszeiten, ein Herantasten an Personalfragen, erste Stolpersteine - all das scheint bei ihm dieses Mal auszubleiben. Dem Auswärtigen Amt dürfte das nach den unglücklichen Jahren unter Guido Westerwelle sehr gefallen.

Ob das auch für die Kanzlerin gilt, ist hingegen alles andere als sicher. Wie zu hören ist, möchte Angela Merkel ihm zwar Platz einräumen, aber nun schaut sie doch genau, was er vorhat. Dabei dürfte die Neubelebung der deutsch-französischen Zusammenarbeit nur das letzte, wenn auch größte Steinchen auf seinem Weg sein, sich in der Außen- und Europapolitik Einfluss zurückzuerobern. Der freundliche Herr Steinmeier zeigt aufs freundlichste sein Machtbewusstsein. Der Kanzlerin mag das hier und da aufstoßen. Zum echten Problem aber kann es für die Verteidigungsministerin werden.

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