Ausschreitungen in Ägypten:Demonstranten greifen Gerichtsgebäude an

Die Polizei feuerte Tränengas in die Menge, Augenzeugen zufolge wurden acht Menschen verletzt. In Kairo haben Oppositionelle versucht, das Gebäude der Generalstaatsanwaltschaft und ein Gericht zu stürmen. Auch von anderen Seiten gerät die Muslimbewegung von Präsident Mursi zunehmend unter Druck.

Bei Protesten gegen Ägyptens Präsident Mohammed Mursi ist es am Wochenende in der Hauptstadt Kairo zu Ausschreitungen gekommen. Die Polizei setzte Tränengas gegen Demonstranten ein, die versuchten, zum Obersten Gerichtshof vorzudringen, wie die Onlineausgabe der Zeitung Al-Ahram meldete.

In dem Gebäude des Obersten Gerichtshofes ist auch das Büro des umstrittenen Generalstaatsanwaltes untergebracht, den Mursi erst im November berufen hatte. Seine Gegner sehen darin den Versuch des Präsidenten, seine Macht auf Kosten der Justiz zu vergrößern.

Die Demonstranten, größtenteils Anhänger der Jugendbewegung 6. April, feuerten dem Bericht zufolge Feuerwerkskörper auf die Sicherheitskräfte ab und skandierten Slogans gegen Mursi.

Die Kundgebung war Teil einer viertägigen Protestaktion gegen die islamistische Regierung, zu der Oppositionskräfte aufgerufen hatten. Am Samstag gingen in mehreren Städten Tausende gegen Mursi auf die Straße. Proteste gab es nach Angaben ägyptischer Medien und Augenzeugen in Kairo, Alexandria, der Industriestadt Mahalla al-Kubra sowie in Mursis Heimatbezirk Sagasig.

Fünf Tote bei religiös motivierter Schießerei

Anlass der Demonstrationen ist der fünfte Jahrestag des Arbeiteraufstands in Mahalla al-Kubra im Jahr 2008. Damals hatte die Jugendbewegung für den 6. April zu einem Streik aufgerufen, um das Regime von Präsident Hosni Mubarak herauszufordern. Die Proteste änderten an den damaligen Machtverhältnissen wenig. Mubarak wurde erst im Arabischen Frühling 2011 gestürzt.

Bei der Wahl im Juni 2012 hatte die Jugendbewegung Mursi noch unterstützt. Inzwischen wirft sie dem islamistischen Präsidenten jedoch vor, sich wie ein Diktator zu verhalten.

Zuvor waren bei einer religiös motivierten Schießerei zwischen Christen und Muslimen in Chusus in der Nähe von Kairo fünf Menschen getötet worden. Vier der Toten seien Christen und einer sei ein Muslim. Die Gewalt war am späten Freitagabend ausgesprochen, nachdem christliche Kinder Hakenkreuz-Schmierereien auf die Mauer eines islamischen Glaubensinstituts gemalt hätten.

Die Gewalt zwischen den Religionsgruppen hat seit dem Sturz von Mubarak 2011 zugenommen und auch das gesellschaftliche Klima zwischen den verfeindeten Lagern wird immer unversöhnlicher. Ein Islamist ist mit seiner Klage gegen einen Fernsehsender wegen häufiger Witze über Präsident Mohammed Mursi gescheitert. Ein Verwaltungsgericht in Kairo wies am Samstag den Fall mit der Begründung ab, der Kläger sei zu dieser Klage überhaupt nicht berechtigt.

Ein islamistischer Anwalt hatte die Schließung des Privatsenders CBC erreichen wollen, bei dem die Show "al-Barnameg" des populären TV-Satirikers Bassem Jussef ausgestrahlt wird. Islamisten werfen dem Komiker vor, bei seinen Auftritten Mursi und den Islam beleidigt zu haben. Gegen Jussef laufen allerdings noch weitere Verfahren wegen Beleidigung.

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