Ausbildungsplatz-Lücke:Glos will niedrigere Lehrlingsgehälter

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Nach Kanzlerberater Heinrich von Pierer hat sich auch der Wirtschaftsminister dafür ausgesprochen, die Lehrlingsgehälter zu kürzen. Der DGB läuft Sturm.

"Die Höhe der Lehrlingsgehälter ist gerade für kleine Betriebe ein Hemmschuh, wenn es darum geht, einen zusätzlichen Lehrling auszubilden", sagte Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) der Bild am Sonntag.

Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) spricht sich für niedrigere Lehrlingsgehälter aus. (Foto: Foto: AP)

An die Unternehmen appellierte Glos, im eigenen Interesse so viele Lehrlinge wie möglich auszubilden. "Jeder Jugendliche, den man heute selber ausbildet, kann morgen die wichtigste Stütze des Betriebes sein."

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB)kündigte hingegen massiven Widerstand gegen eine Kürzung von Lehrlingsgehältern an. "Wer die Ausbildungsgehälter kürzen will, will nur vom eigenen Versagen ablenken", sagte DGB-Vize Ingrid Sehrbrock der Bild am Sonntag.

Lehrlinge leisteten heute schon mehr, als sie verdienten. "Wer Azubis ins Portemonnaie greifen will, bestraft die Falschen." Sehrbrock forderte die Einführung einer Ausbildungsabgabe für Betriebe, die nicht ausbilden: "Ohne Druck entziehen sich immer mehr Betriebe."

Bis zu 30 000 Lehrstellen fehlen

Nach Befürchtungen der Bundesregierung könnten im Herbst über 30 000 Jugendliche ohne Lehrstelle dastehen - wenn die Betriebe in den nächsten Monaten ihr Angebot nicht deutlich erhöhen.

Am Wochenende gerieten deshalb Bundesarbeitsminister Franz Müntefering (SPD) und Arbeitgebergeber-Präsident Dieter Hundt aneinander.

Müntefering rief die Wirtschaft mit scharfen Worten zu größeren Anstrengungen auf. Sie sollten "endlich etwas tun", sagte Müntefering den Nürnberger Nachrichten "Über die Hälfte der Betriebe in Deutschland bildet nicht aus. Das finde ich unglaublich." Eine Lehrstellenabgabe lehnt der Minister aber ab.

Hundt konterte in der Bild am Sonntag: "Von einem mangelnden Einsatz der Wirtschaft kann nicht die Rede sein."

Bei rund einer Million verlorener Arbeitsplätze seien automatisch auch 60.000 Ausbildungsplätze verloren gegangen, sagte Hundt. Dennoch habe es die Wirtschaft geschafft, dass seit Abschluss des Ausbildungspaktes im Juni 2004 die Zahl der betrieblichen Ausbildungsverträge sogar leicht angestiegen sei.

© sueddeutsche.de/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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