Aung San Suu Kyi in Großbritannien:"Wir wollen uns nicht von der Vergangenheit fesseln lassen"

Es ist eine ganz besondere Ehre für Suu Kyi: Die Oppositionsführerin aus Myanmar hat vor beiden Häusern des britischen Parlaments gesprochen. Das hatten seit dem Zweiten Weltkrieg erst fünf Ausländer getan. In ihrer Rede warb sie um Unterstützung für die demokratischen Reformen in ihrer Heimat.

Die birmanische Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi hat am Donnerstag in der Westminister Hall vor beiden Häusern des britischen Parlaments gesprochen. In ihrer Rede bat sie um Unterstützung für die demokratischen Reformen in ihrer Heimat. "Ich bin zum Teil hier, um für praktische Hilfe zu bitten, Hilfe als Freund und Gleiche", sagte die Friedensnobelpreisträgerin vor rund 2000 Parlamentariern und Gästen.

Der britische Premier David Cameron begrüßt die birmanische Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi

Der britische Premier David Cameron begrüßt die birmanische Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi in London.

(Foto: AFP)

Damit reihte sie sich in die Riege einiger weniger Würdenträger ein, denen eine solche Ehre zuteil wurde. Seit dem Zweiten Weltkrieg hatten in der Halle nur fünf weitere Ausländer vor beiden Kammern eine Rede gehalten. Zuletzt hatten US-Präsident Barack Obama und Papst Benedikt XVI. an dem historischen Ort vor beiden Kammern gesprochen.

"Unsere Entschlossenheit kann uns so weit bringen, doch die Unterstützung des britischen Volkes und der Völker der Welt kann uns so viel weiter bringen", sagte Suu Kyi. Ihr Land stehe am "Anfang einer Reise", die hoffentlich in eine bessere Zukunft führe. Zum Beginn ihrer Rede war Suu Kyi mit stehendem Applaus begrüßt worden. Der Sprecher des Unterhauses, John Bercow, würdigte sie als "Gewissen ihres Landes und Heldin der Menschheit".

"Wir wollen uns nicht von der Vergangenheit fesseln lassen"

Neben einem Treffen mit Prinz Charles und seiner Frau Camilla traf Suu Kyi auch mit Premierminister David Cameron in seinem Amtssitz in der Downing Street zusammen. Dieser teilte mit, er habe den birmanischen Präsidenten Thein Sein noch für dieses Jahr nach Großbritannien eingeladen. Suu Kyi signalisierte ihre Unterstützung für den Schritt: "Wir wollen uns nicht von der Vergangenheit fesseln lassen", erklärte die Friedensnobelpreisträgerin. Cameron betonte, es gebe eine Reformprozess in Birma, der unterstützt werden müsse.

Suu Kyi, die in Rangun jahrzehntelang unter Hausarrest gestanden hatte, befindet sich derzeit auf einer zweiwöchigen Europareise. Am Dienstag hatte sie Oxford besucht, wo sie studiert und gelebt hatte, bevor sie 1988 zur Pflege ihrer kranken Mutter wieder nach Birma ging. Es war das erste Mal, dass sie seitdem in die Stadt zurückkehrte.

Dutzende Tote bei ethnischen Unruhen

In Suu Kyis Heimat ist unterdessen die Zahl der Toten bei ethnischen Unruhen im Westen des Landes auf 62 gestiegen. Nach offiziellen Angaben starben bei den seit drei Wochen andauernden Zusammenstößen zwischen buddhistischen Rakhine und Angehörigen der muslimischen Volksgruppe der Rohingya 62 Menschen, dutzende wurden verletzt. Tausende Häuser wurden demnach niedergebrannt und zehntausende Menschen vertrieben. Die Verbitterung zwischen den beiden Volksgruppen besteht seit Jahren. Viele Rakhine betrachten die Rohingya als illegal eingewanderte Bangladescher.

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