Auftritt bei "Saturday Night Live":"Präsident Trump, alle sind glücklich"

Saturday Night Live - Season 41 Donald Trump Cecily Strong

Donald Trump posiert neben der Schauspielerin Cecily Strong für ein Werbefoto von Saturday Night Live.

(Foto: AP)

Selbstironisch und souverän moderiert Donald Trump "Saturday Night Live". Der Abend zeigt: So einfach lässt sich der Milliardär nicht entzaubern.

Von Matthias Kolb

Nach dreieinhalb Minuten kommt es zum Zwischenfall. "Sie sind ein Rassist!", ruft ein Mann von der Seite. Donald Trump zuckt kurz zusammen und fragt: "Ich wusste, dass das passiert. Was soll das, wer sind Sie?" Es ist der Komiker Larry David (Seinfeld, Curb your Enthusiasm), der kurz zuvor Bernie Sanders im Eröffnungssketch von Saturday Night Live (SNL) gespielt hat. "Ich habe gehört, dass ich 5000 Dollar kriege, wenn ich diesen Satz rufe", entgegnet David. Trump nickt zustimmend: "Als Geschäftsmann kann ich das akzeptieren."

Mit dieser Einlage reagieren die Produzenten von SNL auf die Kritik am Gastspiel von Donald Trump, der zu Beginn seiner Präsidentschaftskandidatur Mexikaner als "Vergewaltiger" bezeichnet hatte. Eine Petition, die Trumps Ausladung forderte, wurde von 500 000 Leuten unterzeichnet und die Latino-Aktivisten von @deportracism hatten jedem eine Prämie versprochen, der Trump während der legendären Comedy-Show als Rassist bezeichnet.

Die 5000 Dollar erhält nun Larry David. Dieser inszenierte Eklat passt zu einem Abend, der für Donald Trump extrem gut läuft. Anders als Hillary Clinton, die vor fünf Wochen bei SNL einen Kurzauftritt als Barfrau der fiktiven Hillary einen Wodka einschenkte, führt Trump - wie schon einmal 2004 - als Moderator durch die komplette Sendung. Dabei hatte der TV-Sender NBC noch im Juni die Kooperation mit Trump, der gemeinsam mit Ben Carson die Umfragen der Republikaner anführt, wegen des fremdenfeindlichen Äußerungen beendet.

"Gewinnen ist anstrengend"

Nun steht Trump wieder auf der Bühne und in eineinhalb Stunden gibt es keine Einlage, die ihn wirklich kritisiert oder seine Eignung für das Weiße Haus infrage stellt. Genau dort spielt der erste Sketch. Im Jahr 2018 berät sich Präsident Donald Trump mit seinem Kabinett. Der Verteidigungsminister berichtet über die Lage in Syrien: "Die IS-Miliz ist besiegt, die Hälfte der Flüchtlinge ist zurückgekehrt und hat Arbeit im Trump-Casino in Damaskus gefunden. Präsident Trump, alle sind glücklich." Die Außenministerin meldet, dass Putin noch immer weine, seit Trump ihn "Verlierer" genannt habe. Und alle US-Bürger lieben die Gesetze, die der neue Präsident twittert.

Auch andere Herausforderungen sind gelöst: China leiht sich nun Geld von den USA. Und Mexikos Präsident kommt persönlich vorbei, um einen Scheck vorbeizubringen: "Nichts bringt zwei Länder besser zusammen als eine Grenzmauer." Die neue US-Nationalhymne trägt den Titel "It's Huge" und eigentlich gibt es nur zwei Probleme: Das Weiße Haus ist für die Familie Trump viel zu klein, weshalb Tochter Ivanka alles umbaut.

Außerdem haben die Amerikaner die vielen Siege satt - eine Drohung, die Trump auch bei seinen Wahlkampf-Auftritten ständig ausspricht. Also beendet der 69-Jährige den Auftritt mit den Worten: "Gewinnen ist anstrengend. Ich habe zu den Sketch-Autoren gesagt, dass man lieber mit bescheidenen Zielen anfangen und sich langsam steigern sollte."

Der betrunkene Onkel schwärmt von Trump

Natürlich kann Trump das Angeben nicht lassen ("Das wird der beste Monolog in der Geschichte von SNL"), wenn er sich selbst darstellt. Daneben schlüpft der Entertainer und frühere Reality-TV-Moderator in verschiedene Rollen bei mäßig witzigen Sketchen. Er spielt einen Rockstar in Lederjacke, der von unten von Lasern angestrahlt wird; und tanzt mit bei einer Persiflage des neuesten Drake-Songs. Dort singt er den folgenden Satz: "Call me on the cell phone". Das ist einigermaßen lustig, weil Trump noch im Juni die Handynummer seines Rivalen Lindsey Graham verraten hatte, der daraufhin sein Mobiltelefon zerstörte.

In einer SNL-Einlage schwärmt der "betrunkene Onkel", für den sich jede US-Familie bei Thanksgiving schämt, für Donald Trump: "Ich mag ihn nicht nur, ich liebe ihn. Er ist wie ich." Und - ob bewusst oder unbewusst - loben die SNL-Macher den 69-Jährigen für dessen Social-Media-Fähigkeiten: Ein Sketch lebt nur davon, dass unten Tweets eines fiktiven Trump eingeblendet werden.

Niemand nutzt die Medien besser für sich als Donald Trump

Was bleibt also von diesem Abend? Die Einsicht, dass Saturday Night Live anders als beim Wahlkampf 2008 (Tina Fey als Sarah Palin!) noch kein Mittel gefunden hat, um die Absurdität der Kandidatur von Donald Trump - oder auch nur dessen Popularität - mit Satire bloßzustellen. Stattdessen wirkt es eher so, als wären die Schauspieler lieber anderswo. Kein Wunder: Die vorherigen SNL-Sendungen waren deutlich lustiger gewesen.

Der Quote von Saturday Night Live wird das Gastspiel von Trump nicht geschadet haben: Seine Bekanntheit und seine Sprüche sorgten dafür, dass mehr als 20 Millionen Menschen die TV-Debatten der Republikaner verfolgten. Das freut die TV-Sender, die die Preise für Werbeclips kräftig erhöhen konnten (mehr bei Bloomberg).

Im Herbst 2015 brauchen die Sender die Politiker mehr als umgekehrt. Das weiß niemand besser als Donald Trump, der erst kürzlich sagte: "Wir sollten uns verhalten wie die NBA-Basketballspieler. Wir sollten streiken und dafür sorgen, dass die Einnahmen der TV-Sender gespendet werden." Doch wirklich ernst meint Trump das wohl nicht.

Niemand nutzt die Medien geschickter als der Milliardär - er muss nicht Millionen in Werbespots für seine Präsidentschaftsbewerbung investieren, wenn er ständig im Fernsehen auftritt. So erklärte er im Eingangsstatement: "Die Leute fragen mich, warum ich Saturday Night Live moderiere? Weil ich nichts Besseres zu tun habe." Das klingt natürlich kokett, doch es stimmt. Denn in den sozialen Medien wird über Fotos wie diese diskutiert werden. Völlig kostenlos.

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