Aufstände in Syrien:Armee geht mit unverminderter Härte gegen Demonstranten vor

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Die UN-Resolution hat nichts verändert: Am Freitag wurden bei einer Demonstration in Damaskus mindestens drei Oppositionsanhänger erschossen. Der chinesiche Vize-Außenminister ruft beide Parteien zum Ende der Gewalt auf - und sichert Präsident Assad seine Unterstützung für dessen Referendumspläne zu.

Trotz wachsender Kritik der internationalen Staatengemeinschaft gehen die Truppen des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad mit unverminderter Härte gegen Regierungskritiker vor. Bei einer der größten Demonstrationen in der Hauptstadt Damaskus seit Beginn des Aufstands vor knapp einem Jahr erschossen Soldaten mindestens drei Oppositionsanhänger, wie Menschenrechtsaktivisten in der Nacht auf Samstag mitteilten.

Laut Schätzungen der UN hat der Konflikt in Syrien bisher etwa 6000 Todesopfer gefordert. (Foto: dpa)

In dem Stadtteil Mezze seien nach den Freitagsgebeten Tausende Menschen auf die Straßen gezogen und hätten den Rücktritt Assads gefordert. Daraufhin hätten die Truppen das Feuer auf die Demonstranten eröffnet, hieß es. Die Zahl der Verletzten sei unklar. Auch in zahlreichen anderen Städten kam es nach Angaben der Opposition wieder zu Großkundgebungen, darunter auch in der nördlich gelegenen Handelsstadt Aleppo.

Zugleich beschossen syrische Sicherheitskräfte erneut die Oppositionshochburg Homs und die Geburtsstätte der Revolte, Deraa. Homs liegt seit zwei Wochen unter schwerem Feuer. In Idlib an der Grenze zur Türkei hätten Panzer die Stadt umstellt, berichteten zwei Anwohner - sie befürchten einen unmittelbar bevorstehenden Angriff. Eine unabhängige Überprüfung der Angaben ist nicht möglich, weil Syrien ausländischen Journalisten eine freie Berichterstattung verweigert.

Die Oppositionellen lassen sich jedoch von den Angriffen der Regierungstruppen nicht einschüchtern. "Das Blut der Märtyrer ruft euch zum Ungehorsam auf", schrieben Aktivisten am Samstag auf ihrer Facebook-Seite "The Syrian Revolution 2011". Für Sonntag sind die Bewohner von Damaskus wieder zu Massendemonstrationen aufgerufen.

China unterstützt Assad weiterhin

China versicherte Assad unterdessen mit dem Besuch des Vize-Außenministers erneut seine Unterstützung. Die Volksrepublik hatte auch in der UN-Vollversammlung gegen einen Rücktritt des autokratischen Staatschefs gestimmt. Im UN-Sicherheitsrat hatte China zusammen mit Russland ebenfalls eine UN-Resolution gegen Assad verhindert.

In einem Leitartikel der chinesischen Zeitung The Global Times, die von der kommunistischen Regierungspartei herausgegeben wird, hieß es am Samstag, die Reaktion sei ein Zeichen des wachsenden Einflusses Chinas auf globale Angelegenheiten. China habe Mut bewiesen, indem es gegen eine Syrien-Resolution der UN-Vollversammlung gestimmt habe.

Vize-Außenminister Zhai rief bei seinem Besuch immerhin alle Konfliktparteien zu einem Ende der Gewalt auf. Er sei zuversichtlich, dass die Behörden die Stabilität im Land bald wieder herstellten, sagte der Minister am Samstag nach einem Treffen mit Präsident Assad in Damaskus. China sei "extrem besorgt" über die Eskalation der Krise in Syrien.

Im Gegensatz zu den Europäern und den USA unterstützte die Regierung in Peking am Samstag Assads Pläne für ein Referendum. "Wir hoffen, dass das Referendum über die Verfassung und die sich anschließende Parlamentswahl stattfinden", sagte Zhai.

Die USA setzen abgeblich unbemannte Flugzeuge über Syrien ein. "Eine ganze Reihe" von Drohnen beobachte Angriffe der syrischen Armee auf die Oppositionsbewegung und Zivilisten, berichtete NBC News am Freitag unter Berufung auf einen Mitarbeiter im US-Verteidigungsministerium. Außerdem soll die Kommunikation im syrischen Militär und der Regierung aufgezeichnet werden.

Die Luftüberwachung sei aber keine Vorbereitung für einen Militäreinsatz der USA gegen Damaskus.

© süddeutsche.de/Reuters/dpa/AFP/mkoh - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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