Aufruf:Kursänderung nach Backbord

35 aktive und ehemalige Mitglieder der Piraten erklären die Partei für tot. Und haben eine neue politische Heimat gefunden.

"Die Erkenntnis des Jahres 2015 ist: Die Piratenpartei ist tot." Mit diesem Satz haben 35 ehemalige und aktuelle Piratenpolitiker ihren Aufruf zur Unterstützung der Linkspartei eingeleitet. Vorgestellt wurde das fünfseitige Papier am Donnerstagabend - und es könnte den endgültigen Zerfall der ohnehin angeschlagenen Piratenpartei noch beschleunigen. Initiiert wurde der Aufruf von Martin Delius, dem Vorsitzenden der Berliner Piratenfraktion. Überregional wurde Delius durch den Vorsitz im Berliner Flughafen-Untersuchungsausschuss bekannt.

Die Überläufer kommen aber nicht nur aus den Reihen der Berliner Abgeordneten. Dabei ist auch Julia Schramm, früheres Mitglied im Bundesvorstand, oder der NRW-Landtagsabgeordnete Daniel Schwerd, der im Oktober 2015 aus Partei und Fraktion austrat. Außerdem Ex-Vorstandsmitglieder aus Sachsen, Bremen und Trier. Dass viele Piraten inzwischen ihre Partei im Streit verlassen haben, ist kein neues Phänomen. Der häufige Talkshow-Gast Christopher Lauer, ebenfalls Abgeordneter in der Hauptstadt, ist schon länger nicht mehr Mitglied. Ende vergangenen Jahres traten die früheren Chefs der Piratenpartei, Bernd Schlömer und Sebastian Nerz, in die FDP ein.

Ausführlich begründen die Ex-Piraten ihre Entscheidung. "Keine Politik zu machen, ist für uns keine Option", schreiben sie. Und dass es ihnen um "eine solidarische Alternative zum bürgerlichen Mainstream in Europa" geht und um Gesellschaftsbilder jenseits der "Leistungs- und Segregationsgesellschaft". Das Fazit: Die politischen Gemeinsamkeiten mit den Linken sind am größten. Die Bundesvorsitzende der Linken Katja Kipping twitterte: "Es wächst zusammen, was zusammenpasst. Ich freue mich über eure Unterstützung."

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