Attentate:Europa fahndet nach  der Terror-Gruppe

Nach den Anschlägen von Brüssel gibt es vielerorts Razzien, zu Festnahmen kommt es in Belgien, den Niederlanden und Italien. Auch Spuren in Deutschland werden verfolgt. Die Zahl der Todesopfer liegt nun bei 35.

Von Thomas Kirchner, Brüssel

Mit Razzien in mehreren europäischen Ländern hat die Polizei über Ostern nach Mitgliedern des Terror-Netzwerks gefahndet, das die Anschläge in Paris und Brüssel geplant hat. In Brüssel, Mechelen und Duffel wurden 13 Wohnungen durchsucht und neun Männer festgenommen. Gegen drei von ihnen sei Haftbefehl erlassen worden, teilte die Staatsanwaltschaft mit, ein vierter sei nach einer Vernehmung auf freien Fuß gekommen.

Den Männern wird vorgeworfen, einer terroristischen Vereinigung anzugehören. Einen direkten Bezug zu den Anschlägen vom vergangenen Dienstag stellten die Ermittler aber nicht her. Eine solche Verbindungen gibt es offenbar bei einem Algerier, der am Samstag bei Salerno im süditalienischen Kampanien festgenommen wurde. Der 40-Jährige wird laut italienischen Medien verdächtigt, einer kriminellen Bande anzugehören, die gefälschte Dokumente zur illegalen Einreise in die EU angefertigt haben soll. Bei einer Razzia in einer Fälscherwerkstatt seien Hunderte Digitalfotos gefunden worden, hieß es weiter. Darunter waren demnach Aufnahmen von drei Männern, welche die Attentate von Paris am 13. November geplant hatten. Auch ein Foto eines Brüsseler Attentäters soll entdeckt worden sein. Gegen den Algerier war auf Betreiben Belgiens ein europäischer Haftbefehl ausgestellt worden.

Niederländische Anti-Terror-Einheiten nahmen am Sonntag in Rotterdam einen Mann in Gewahrsam, der einen Anschlag in Frankreich geplant haben soll. Laut Staatsanwaltschaft soll der 32-jährige Franzose an Frankreich ausgeliefert werden. Der Mann werde verdächtigt, an der Vorbereitung eines Terror-Anschlags in Frankreich beteiligt zu sein. Bei einem in Gießen festgenommenen Marokkaner bestätigte sich der Verdacht einer Verbindung zu den Brüsseler Anschlägen nicht. Dafür gebe es keinen belastbaren Anhaltspunkt, sagt eine Sprecherin der Bundesanwaltschaft. Das gelte auch für einen im Raum Düsseldorf festgenommenen Mann.

Die Identität der Attentäter am Brüsseler Flughafen ist noch immer nicht vollends geklärt. Die Ermittler veröffentlichten am Montag ein Video vom mutmaßlichen dritten Attentäter, dem sogenannten Mann mit Hut. Er konnte nach den Anschlägen entkommen. Bisher war nur ein Überwachungsfoto von ihm bekannt gewesen. Darauf ist der Mann neben den zwei späteren Selbstmordattentätern Ibrahim El Bakraoui und Najim Laachraoui zu sehen. Belgische Medien hatten berichtet, es handle sich bei dem Mann mit Hut um den am Donnerstag festgenommenen Fayçal C. Der Journalist wurde am Montag jedoch freigelassen. Der Verdacht habe sich nicht erhärtet, erklärte die Staatsanwaltschaft.

Nachdem vier Menschen im Krankenhaus ihren Verletzungen erlegen sind, ist die Zahl der Brüsseler Todesopfer auf 35 gestiegen. Wegen der Dauereinsätze hatten die Behörden dazu aufgerufen, einen für Sonntag in Brüssel geplanten Gedenkmarsch abzusagen. Weil Hunderte Hooligans die Trauernden am Börsenplatz störten, musste die Polizei dennoch anrücken.

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