Attentat bei Rede:Bulgarischer Politiker entgeht Anschlag

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Ein mit einer Gas-Pistole bewaffneter Mann stürmte während einer Rede auf die Bühne und wollte aus nächster Nähe auf den Chef der Türkenpartei Bulgariens schießen. Politiker zeigen sich erschrocken über die Zustände in dem EU-Land.

In Bulgarien ist ein mutmaßlicher Anschlag auf den Chef der Türkenpartei, Ahmed Dogan, vereitelt worden. Ein mit einer Gas-Pistole bewaffneter Mann kam an Dogan heran, als dieser am Samstag eine Rede vor einem Kongress seiner Partei DPS hielt. Dogan blieb unverletzt. Der Angreifer wurde festgenommen, bevor er schießen konnte. Er soll sich mit einer gefälschten Karte als Delegierter ausgegeben haben.

Innenminister Tsvetan Tsvetanov sagte, bei der Pistole habe es sich um eine nicht-tödliche Gaspistole gehandelt. Zudem habe sie offenbar Ladehemmungen gehabt. Der Angreifer wurde als ein 25-jähriger Angehöriger der türkischen Minderheit aus der östlichen Stadt Burgas identifiziert. Laut der Polizei hatte der wegen Drogenbesitzes, Raubüberfällen und Rowdytum vorbestrafte Mann auch mehrere Messer bei sich. Vor seiner Festnahme wurde er von mehreren Delegierten des Parteitags misshandelt und blutig geschlagen.

Der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Markus Löning, zeigte sich zutiefst schockiert über den Zwischenfall. "Ich bin sehr froh, dass Ahmed Dogan nicht verletzt wurde. Politische Gewalt darf in Europa niemals wieder Fuß fassen", erklärte Löning, der an dem Parteitag teilgenommen hatte und nach eigenen Angaben Augenzeuge des Anschlagversuchs war.

Dogans liberale Bewegung für Rechte und Freiheiten (DPS) verurteilte "die Sprache des Hasses, der Konfrontation und der Aggression gegen die DPS in Bulgariens Gesellschaft". Auch der Präsident der europäischen Liberalen, Graham Watson, der Gast der Konferenz war, zeigte sich besorgt über die politischen Zustände in dem EU-Land. Die in Sofia regierende bürgerliche GERB-Partei verurteilte den Anschlagversuch.

Die Konferenz der DPS im Kulturpalast der Hauptstadt Sofia wurde mehrere Stunden nach dem Vorfall wieder aufgenommen. Dabei kündigte Dogan seinen Rückzug vom Parteivorsitz an - dies war allerdings in einer vor dem Anschlag geschriebenen Rede enthalten. Zu Dogans Nachfolger wählte die Konferenz am Samstagabend Vize-DPS-Chef Lütvi Mestan. Er war von Dogan, der Ehrenvorsitzender bleibt, nominiert worden.

Die von Dogan gegründete Bewegung der türkischen Minderheit DPS ist im Parlament in Sofia und im EU-Parlament vertreten. Die DPS war bis Mitte 2009 an einer sozialliberalen Koalitionsregierung in Sofia beteiligt. Dogan galt als einer der einflussreichsten Politiker des Balkanlandes. Rund zehn Prozent von 7,3 Millionen Menschen in Bulgarien sind ethnische Türken. Sie besiedeln Gebiete im Nord- und Südosten Bulgariens.

© Süddeutsche.de/dpa/rela - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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