Attentat auf Gabrielle Giffords:Wort und Gewalt in Amerika

Seit der Wahl Obamas zum Präsidenten vergiften rechte Wortführer wie Sarah Palin die US-Innenpolitik mit einer Rhetorik des Hasses. Das Verbrechen von Tucson zeigt: Es ist höchste Zeit, innezuhalten.

Reymer Klüver

Der Attentäter schweigt. Noch sind die Motive nicht ganz klar, die den jungen Mann zu der Bluttat von Tucson veranlasst haben. Doch dürfte eines schon jetzt feststehen: Die Rhetorik von Hass und Gewalt, die seit der Wahl Barack Obamas die Politik in den USA prägt, wird ihren Anteil gehabt haben.

Opfer einer Gewalttat: Gabrielle Giffords, hier auf einem Foto, das 2008 entstanden ist.

Opfer einer Gewalttat: Gabrielle Giffords, hier auf einem Foto, das 2008 entstanden ist.

(Foto: REUTERS)

Allen voran die Wortführer der Rechten, wie Sarah Palin, haben die Atmosphäre mit aggressiver Geschwätzigkeit vergiftet. Routinemäßig stilisieren sie den politischen Gegner zum inneren Feind. Sie vergleichen den Widerstand gegen die Politik des demokratisch gewählten Präsidenten mit dem Unabhängigkeitskampf der Amerikaner gegen die britischen Kolonialherren. Sie stellen den Untergang der Nation in Aussicht, wenn die Demokraten nicht gestoppt werden.

Vor allem aber benutzen sie leichtfertig Bilder bewaffneter Gewalt: Nach politischen Rückschlägen sprechen sie davon, nun erst recht "nachladen" zu müssen. Fotos von Kandidaten der Gegenseite haben sie auf ihren Internetseiten tatsächlich ins Fadenkreuz eines Zielfernrohrs genommen.

Politische Gewalt hat Amerika wiederholt heimgesucht: Die Attentate auf die Kennedy-Brüder und Martin Luther King in den sechziger Jahren, die schauerlichen Attentate von Oklahoma City und während der Olympischen Spiele von Atlanta in den neunziger Jahren.

Nach der Tragödie von Tucson stehen nun wieder die Zeichen an der Wand. Es wäre zu hoffen, dass die Anführer der politischen Rechten in den USA erkennen, welch verhängnisvolle, tödliche Macht Worte tatsächlich haben. Es ist an der Zeit, dass sie innehalten.

Sonst droht Amerika wieder in eine Spirale der Gewalt zu geraten.

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