Atomgespräche in Wien:Iran will offenbar Verhandlungsfrist verlängern

  • Teheran will Diplomaten zufolge die Frist für die Atomgespräche um bis zu einem Jahr verlängern.
  • Im Atomstreit gibt es zwischen dem Westen und Iran noch große Differenzen.

Teheran soll Verlängerung von bis zu einem Jahr fordern

Die Gespräche über das iranische Atomprogramm in Wien machen keine rechten Fortschritte. Deshalb erwägt Teheran, eine neuerliche Verlängerung der Verhandlungsfrist, berichtet die Nachrichtenagentur AFP und beruft sich dabei auf Diplomaten. Sollte am Sonntag "bis zum Nachmittag oder bis zum Abend" keine Einigung erzielt werden, könne die eigentlich an diesem Montag auslaufende Frist nach Vorstellung Teherans verlängert werden, hieß es iranischen Diplomaten zufolge.

Es gehe dabei "um eine Dauer von sechs Monaten oder von einem Jahr". Iran wolle aber eine Einigung, wurde versichert. Die Chancen, dass bis zum Montag ein Abkommen gelinge, seien "sehr gering", zitierte die Nachrichtenagentur Reuters eine Person aus dem Kreis der Europäer, die namentlich nicht genannt werden wollte. Für den Abend wurde Russlands Außenminister Sergej Lawrow in Wien erwartet, um zu versuchen, doch noch einen Durchbruch zu erreichen.

Kerry und Steinmeier: Wichtige Fragen noch offen

US-Außenminister John Kerry hatte zuvor gesagt, es seien noch wichtige Fragen offen. "Wir arbeiten hart." Es gebe aber noch große Hürden, die überwunden werden müssten. Ähnlich äußerte sich Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier vor den Beratungen in Wien. Die Verhandlungsatmosphäre sei durchaus konstruktiv, sagte der SPD-Politiker. "Nur, das darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir in vielen Fragen eben noch weit auseinander sind." Der Iran müsse erkennen, dass "wir sicher sein müssen, dass es keinen Weg und keinen Rückweg zu einer atomaren Bewaffnung des Irans gibt." Ob es bei den aktuellen Verhandlungen zu einem Ergebnis komme, sei noch völlig offen.

Langwierige Verhandlungen, große Differenzen

Die USA und die anderen vier UN-Vetomächte Russland, China, Großbritannien und Frankreich sowie Deutschland verhandeln mit Iran in der österreichischen Hauptstadt um das iranische Atomprogramm. Der Westen wirft dem Land vor, unter dem Deckmantel der Energiegewinnung nach Atomwaffen zu streben. Die Regierung in Teheran weist dies zurück. Die Sechser-Gruppe will erreichen, dass der Iran alles unterlässt, was zum Bau von Atomwaffen führen könnte.

Große Differenzen bestanden zuletzt über die Urananreicherung und den Zeitplan zur Aufhebung der Sanktionen. Vor einem Jahr hatten die Verhandlungspartner in Genf eine Übergangslösung erzielt, wonach Iran Teile seines Atomprogrammes aufgeben und tägliche Kontrollen ermöglichen soll. Im Gegenzug versprach der Westen die Lockerung von Wirtschaftssanktionen. Ein dauerhaftes Abkommen sollte bis zum 20. Juli stehen. Das gelang jedoch nicht, weshalb die Frist auf den 24. November verlängert wurde.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: