Atomstreit:Neujahrsgruß aus Nordkorea

Kim Jong-un droht den USA mit dem "Atomwaffen-Knopf" auf seinem Schreibtisch - und überrascht Südkorea: Zu den Olympischen Winterspielen im Nachbarland will er eine Delegation entsenden.

Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong-un sieht sein Land nach eigenem Bekunden für einen Atomkrieg gegen die USA gewappnet. Der "Atomwaffen-Knopf" sei immer auf seinem Schreibtisch, sagte Kim am Montag in seiner Neujahrsansprache. Die USA sollten wissen, dass ihr gesamtes Territorium in Reichweite nordkoreanischer Atomwaffen sei: "Das ist Realität, keine bloße Drohung." Zugleich machte Kim ein überraschendes Friedensangebot an Südkorea: Er sei bereit, im nächsten Monat eine Delegation zu den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang zu entsenden.

Der "Atomwaffen-Knopf" sei immer auf seinem Schreibtisch, sagt Kim in seiner Ansprache

Kim brüstete sich in seiner mittlerweile zur Tradition gewordenen Neujahrsrede im Staatsfernsehen mit Fortschritten im Atomwaffenprogramm des Landes. Die USA könnten "niemals einen Krieg gegen mich und unser Land führen", betonte er. Nordkorea habe 2017 sein Ziel erreicht, den Aufbau einer Atomstreitmacht abzuschließen. Die Waffen würden nur eingesetzt, falls Nordkorea seine Sicherheit bedroht sehe. US-Präsident Donald Trump reagierte zunächst nur am Rande auf die Äußerungen Kims: "Wir werden sehen", sagte er Journalisten in seinem Wochenenddomizil Mar-a-Lago in Florida.

Südkoreas Präsident Moon Jae-in hatte dem Verbündeten USA vorgeschlagen, die gemeinsamen Frühjahrsmanöver ihrer Streitkräfte wegen der Olympischen Spiele und der Paralympischen Spiele im März zu verschieben. Eine Entscheidung der USA steht noch aus. Moons Büro begrüßte Kims "geäußerte Absicht", eine Delegation zu schicken. Das könne zu einer erfolgreichen Austragung der Spiele beitragen. Das Präsidialamt deutete jedoch zugleich an, mit Nordkorea auch über eine "friedliche Lösung" des Atomstreits reden zu wollen. Seoul sei bereit, "ohne Rücksicht auf Zeitpunkt, Ort und Format" mit dem Nachbarland zu reden. Nordkorea könnte von Südkorea im Gegenzug zur Teilnahme an den Spielen eine Aufhebung seiner Sanktionen und die Wiederaufnahme gemeinsamer Wirtschaftsprojekte fordern, zitierte die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap das staatliche Institut für Nationale Sicherheitsstrategie.

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