Atomstreit mit Iran:Entschärfung der Bombe

Iran präsentiert Erfolge bei der Urananreicherung, um aus einer Position der Stärke verhandeln zu können. Der Westen, so die Logik, muss eingestehen, dass die Sanktionen ihr Ziel nicht erreicht haben. Es wird ein Meisterstück der Diplomatie erfordern, um im Konflikt mit Iran einen Ausweg zu finden.

Paul-Anton Krüger

Schneidet hierzulande ein Landrat das symbolische rote Band durch, um eine Ortsumfahrung einzuweihen, wird es kaum jemanden erstaunen, dass die Straße fertig ist. Ähnlich verhält es sich mit der Präsentation, bei der Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad jüngst die neuesten Zentrifugen zur Urananreicherung feierte und das erste im Land fabrizierte Brennelement. Indes, die Techniker der Islamischen Republik arbeiten daran schon seit geraumer Zeit.

File photo of Amadinejad visiting the Natanz nuclear enrichment facility

Es hat mit Innenpolitik zu tun, dass Irans Präsident Ahmadinedschad jetzt Erfolge bei der Urananreicherung bekanntgibt.

(Foto: REUTERS)

Die angeblichen "Durchbrüche" kommen also kaum überraschend. Es hat mit Innenpolitik zu tun, dass Ahmadinedschad sie jetzt bekanntgibt; das Parlament wird Anfang März neu gewählt. Zugleich läuft eine neue Runde der Iran-Diplomatie an - die vielleicht letzte, bevor es in dem seit einer Dekade schwelenden Konflikt knallt. Neue Gespräche will Iran aus einer Position der Stärke führen. Der Westen, so die Teheraner Logik, muss eingestehen, dass die Sanktionen ihr Ziel nicht erreicht haben, dass Iran seine Urananreicherung einfriert, wie vom UN-Sicherheitsrat verlangt.

Es wird ein Meisterstück der Diplomatie erfordern, um in der angespannten Lage eine Lösung des Konfliktes anzubahnen - und politischen Willen dazu bei allen Beteiligten. Irans Vorarbeiten in der verbunkerten Urananreicherungsanlage Fordow, dort neue Zentrifugen aufzustellen, sind der jüngste Hinweis, dass das Regime an seiner kompromisslosen Linie festhalten will. Eine Lösung aber, bei der Iran die Bedingungen diktiert, wird es aus guten Gründen nicht geben.

Iran hat sein Atomprogramm in den vergangenen Jahren konsequent vorangetrieben. Die Machthaber bemühen sich, all diesen Aktivitäten eine zivile Fassade zu verpassen. Tatsächlich aber verfolgen sie zielstrebig eine Richtung, die das Land jeden Tag näher an die Schwelle bringt, alle nötigen Technologien zum Bau von Atomwaffen zu besitzen. Auch Deutschland besitzt diese Fähigkeiten. Anders als Iran aber betreibt es keine Forschung, die spezifisch für den Bau von Sprengköpfen ist, und verweigert nicht die Zusammenarbeit mit der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA).

Urananreicherung mit Russland

Die Urananreicherung liefert spaltbares Material. Sie ist der Schlüssel für den Bau von Atomwaffen - und für jede Lösung des Konflikts. Iran wird darauf am Ende nicht verzichten. Der Westen aber kann das nur akzeptieren, wenn Iran alle Verdachtsmomente ausräumt, dass seine Wissenschaftler an Atomwaffen gearbeitet haben - oder dies immer noch tun. Zudem muss sichergestellt sein, dass Iran nicht an geheimen Orten solche Aktivitäten fortsetzt - oder heimlich Uran anreichert. Das geht nur, wenn Teheran jederzeit und überall unangemeldete Kontrollen der IAEA-Inspektoren zulässt.

Am besten wäre Vertrauen zu schaffen, wenn Iran seine Anreicherung in ein internationales Konsortium einbrächte. Russland wäre der richtige Partner dafür: Iran hat keinen Grund, Moskau zu misstrauen. Das wäre ein echter Durchbruch für Irans zivile Atomindustrie.

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