Atomkonflikt:Die Welt ist entsetzt über Nordkorea

Pjöngjang meldet den Test einer Wasserstoffbombe und weckt international Furcht und Empörung. US-Präsident Donald Trump spricht von einer großen Bedrohung und rügt Chinas Untätigkeit scharf.

South Korea Reacts North's Nuclear Test

Ryoo Yog-Gyu, Direktor des südkoreanischen Erdbeben-Institutes, zeigt, wie stark die Messgeräte nach dem nordkoreanischen Test ausschlugen.

(Foto: Chung Sung-Jun/Getty Images)

US-Präsident Donald Trump hat den jüngsten Atomwaffentest Nordkoreas als "sehr feindlich und gefährlich" für die USA bezeichnet. Pjöngjang sei eine "große Bedrohung", schrieb Trump auf Twitter. Nordkorea hatte Sonntagmittag (Ortszeit) die "erfolgreiche" Zündung einer Wasserstoffbombe gemeldet. Trump bezeichnete Nordkorea als einen Schurkenstaat, "dessen Worte und Taten weiterhin sehr feindselig und gefährlich für die Vereinigten Staaten sind".

Trump griff ebenfalls die Nachbarländer an, die seiner Meinung nach nicht genug Druck auf das Regime von Kim Jong-un ausüben. Nordkorea sei eine große Bedrohung und Peinlichkeit für China, das mit seinen Hilfeversuchen nur wenig Erfolg habe, twitterte Trump. Südkorea, das im Allgemeinen um Deeskalation bemüht ist, merke gerade, so Trump, "dass ihre Sprache der Beschwichtigung mit Nordkorea nicht funktionieren wird, die verstehen nur eine Sache!". Noch am Sonntag wollte Trump mit dem Nationalen Sicherheitsrat zusammenkommen. Auf Twitter schrieb Trump, er erwäge einen Handelsstopp mit allen Ländern, die mit Nordkorea Geschäfte machen. Zuvor hatte Finanzminister Steven Mnuchin erklärt, an Vorschlägen für neue Strafmaßnahmen zu arbeiten. Nordkorea hat mit seinem bisher größten Atomtest allen Sanktionen getrotzt. Nach eigenen Angaben wurde eine Wasserstoffbombe getestet, die vielfach stärker ist als herkömmliche Atombomben. Nach Messungen geht die deutsche Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe von "wenigen Hundert Kilotonnen" aus. Die Atombombe, die 1945 von den USA über Hiroshima abgeworfen wurde, hatte eine Sprengkraft von 15 Kilotonnen TNT.

Der Test sei erfolgreich verlaufen, verkündete am Sonntag eine Sprecherin in Nordkoreas Staatsfernsehen. Mit der Bombe könne eine neue Interkontinentalrakete bestückt werden. Hinweise gab ein Erdbeben der Stärke 6,3 im Nordosten des Landes, wo schon frühere Nuklearversuche unternommen worden waren. Das Beben war in Südkorea und in Nordostchina spürbar.

Der sechste Atomversuch Nordkoreas seit 2006 löste weltweit Kritik aus. Kanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident Emmanuel Macron verurteilten ihn "aufs Schärfste". Beide seien bei einem Telefonat einig gewesen, "dass Nordkorea das internationale Recht mit Füßen tritt und die Staatengemeinschaft auf diese erneute Eskalation geschlossen und entschieden reagieren muss", so das Bundespresseamt. Macron forderte eine rasche Reaktion des UN-Sicherheitsrates, Diplomaten in New York zufolge wird dieser am Montag zusammentreten. Auch China und Russland kritisierten den Test. Nordkorea solle aufhören, "falsche Aktionen zu unternehmen, die die Situation verschlimmern", hieß es aus Peking. Russland warnte: "Unter diesen Bedingungen ist es unerlässlich, Ruhe zu bewahren und jegliche Handlungen zu unterlassen, die zu einer weiteren Eskalation führen."

Nordkoreas Atomtest erfolgte unmittelbar vor dem Gipfel der Brics-Schwellenstaaten in der chinesischen Hafenstadt Xiamen, wo die Staats- und Regierungschefs aus China, Russland, Indien, Brasilien und Südafrika am Montag zusammenkommen.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: