Atomgespräche zwischen Iran und Israel:Mit dem Feind am Tisch

Nach dreißig Jahren diplomatischem Stillstand sollen Israel und Iran über einen "nuklearfreien Nahen Osten" beraten haben.

Julia Amalia Heyer

Drei Jahrzehnte nach dem Abbruch jeglicher diplomatischer Beziehungen untereinander haben Israel und Iran wieder an einem Gespräch über eine atomfreie Zone In Nahost teilgenommen.

Atomgespräche zwischen Iran und Israel: Eine iranische Rakete vor einem Plakat des Ayatollahs.

Eine iranische Rakete vor einem Plakat des Ayatollahs.

(Foto: Foto: AP)

Eine Sprecherin der israelischen Kommission für Atomenergie sagte der Nachrichtenagentur AFP, eine Vertreterin dieses Ausschusses, Merav Zafary-Odiz, habe sich Ende September dreimal mit Ali Asghar Soltanieh getroffen. Soltanieh ist der iranische Abgesandte bei der Internationalen Atombehörde (IAEA). Der genaue Inhalt wie auch das Ergebnis der Gespräche sei allerdings streng vertraulich, "das Treffen fand hinter verschlossenen Türen statt".

Dass sich die beiden verfeindeten Staaten überhaupt an einen Tisch setzen, um gemeinsam über die atomare Abrüstung in der Region zu sprechen, war zuerst von der australischen Zeitung The Age berichtet worden. Mitglieder des israelischen Ausschusses für Atomenergie gaben zwar zu, dass Unterredungen stattgefunden hätten, verweigerten aber ansonsten jeden Kommentar über etwaige Ergebnisse. Iran dementierte, dass es zu einem Treffen gekommen sei.

Nach Recherchen der israelischen Tageszeitung Haaretz soll die Zusammenkunft im Hotel "Vier Jahreszeiten" in Kairo stattgefunden haben, organisiert von der Internationalen Kommission für atomare Nichtverbreitung und Abrüstung, einem von Australien und Japan ins Leben gerufene Gremium. Anwesend sollen auch Vertreter der Länder der Arabischen Liga, der EU und der US-Regierung gewesen sein. Laut Haaretz habe Soltanieh die Israelin Zafary-Odiz "rundheraus" gefragt, ob der Staat Israel nun im Besitz von Atomwaffen sei oder nicht.

Israel gilt als einzige, aber nicht erklärte Atommacht im Nahen Osten und hat mehrfach zu verstehen gegeben, ein iranisches Atomwaffenprogramm notfalls durch einen militärischen Angriff stoppen zu wollen.

Thema der Gespräche war die Atomabrüstung im Nahen Osten, berichten Haaretz und die größte israelische Tageszeitung Jediot Achronot. Zafary-Odiz soll bei den arabischen Staaten und insbesondere bei Iran um Verständis für die "einzigartige Situation Israels" geworben haben. Ihr Land "lebe in einer hochkomplexen geopolitischen Situation", so Zafary-Odiz laut Jediot Achronot. Bereits vier Länder in der Region hätten den Atomwaffensperrvertrag gebrochen: Iran, Irak, Libyen und Syrien; trotzdem schließe sie "die Perspektive einer nuklearfreien Zone" nicht aus.

Der iranische Delegierte Soltanieh hingegen soll die Atompolitik seines Landes verteidigt und dabei betont haben, diese sei nicht gegen Israel gerichtet. Das iranische Regime hasse die Juden nicht, sondern sei lediglich dem Zionismus feindlich gesinnt. So sei Irans wachsendes Waffenarsenal für eine mögliche Verteidigung im Kriegsfall gedacht - keinesfalls aber für einen Angriff.

Derweil dementierte der Sprecher der iranischen Atombehörde im Staatsfernsehen die Gespräche mit Israel. Er sprach von "Lügen und Propaganda", um die jüngsten Gespräche über das iranische Atomprogramm in Genf und Wien zu belasten.

Die israelische Bevölkerung sieht die Verhandlungen mit Iran eher skeptisch. Präsident Mahmud Ahmadinedschad täusche Gesprächsbereitschaft vor, um Zeit zu gewinnen, die jüdische Demokratie anzugreifen, so die vorherrschende Meinung.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: