Atombomben-Flug:"Beispiellose Kette von Verfahrensfehlern"

Wegen des Flugs eines mit Atomsprengköpfen bestückten Bombers über die USA müssen sich fast 70 Angehörige der US-Luftwaffe verantworten.

Die Verantwortlichen für den Flug eines US-Bombers mit sechs Atomsprengköpfen an Bord quer über die USA müssen sich vermutlich vor einem Militärgericht verantworten.

Insgesamt sollen 69 Verantwortliche zur Rechenschaft gezogen werden. Wie die Zeitung Washington Post am berichtete, müssen insgesamt vier Oberste und 65 rangniedere Offiziere ihre Posten räumen.

Der Vorfall sei auf eine "bislang beispiellose Kette von Verfahrensfehlern" zurückzuführen, erklärte der stellvertretende Luftwaffenstabschef, Generalmajor Richard Newton, in Washington.

Mehrere Offiziere seien von ihren Posten abgesetzt worden. Luftwaffensekretär Michael Wynne sprach von einem "unverzeihlichen Fehler", der sich nicht wiederholen dürfe. Deshalb würden personelle und organisatorische Konsequenzen gezogen.

Nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums transportierte der betroffene B-52-Bomber am 30. August Marschflugkörper von Idaho im Westen der USA nach Louisiana im Süden. Dabei habe es sich um einen reinen Routinetransfer zur Ausmusterung der Raketen gehandelt.

"Nicht inspiziert"

Allerdings seien vorher die atomaren Sprengköpfe versehentlich nicht abmontiert worden. Diese hätten wegen vielfältiger Sicherheitsvorkehrungen aber nicht versehentlich detonieren können, hieß es.

Generalmajor Newton zufolge begann die Serie von Verfahrensfehlern damit, dass die Marschflugkörper vor der Verladung nicht vorschriftsgemäß inspiziert worden seien. "Dies war ein Versagen, sich an Verfahrensregeln zu halten, die sich bewährt haben", betonte der stellvertretende Luftwaffenstabschef. Er beklagte, dass sich an einigen Stützpunkten ein nachlässiger Umgang mit den Vorschriften für Waffentransporte eingeschlichen habe.

Mehrere Offiziere wurden schon kurz nach dem Vorfall vom Dienst suspendiert. Insgesamt sollen 69 Luftwaffensoldaten diszipliniert werden. In den meisten Fällen bedeute dies, dass sie künftig nicht mehr beim Umgang mit Atomwaffen eingesetzt würden.

Die USA haben seit dem Ende des Kalten Krieges davon Abstand genommen, Bomber mit Atomsprengköpfen an Bord über ihr Territorium fliegen zu lassen.

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