Atomausstieg:Was die Grünen verstehen müssen

Mitregieren oder immer weiter protestieren? Die Grünen müssen sich entscheiden - und zugleich an ihre eigene Geschlossenheit denken. Denn wie soll die Parteispitze ihren Anhängern beibringen, dass sie diese Merkel nun nicht mehr bekämpfen, sondern beklatschen sollen?

Alexandra Borchardt

Natürlich ist das für die Grünen schwer. Ausgerechnet sie, die den Atomausstieg jahrzehntelang vorbereitet haben, müssen jetzt den Gegnern von einst dabei zuschauen, wie sie das Projekt umsetzen. Dabei könnte die einzige Partei Deutschlands, die noch Mitglieder hinzugewinnt, derzeit nur triumphieren: Selten machte eine Opposition so erfolgreich Politik. Die Mitte der Gesellschaft ist schneller bei den Grünen angekommen, als sie selber sich das vor Fukushima hätten träumen lassen.

Pk nach Parteirat der Gruenen

Die Grünen sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen.

(Foto: dapd)

Nun allerdings muss sich die Partei entscheiden, ob sie dort ankommen will, wo die Regierungsverantwortung stattfindet, die bekanntlich unangenehme Aufgaben mit sich bringt. Für die Parteispitze ist die Sache klar. Wenn ein Jürgen Trittin rot-grüne Bündnisse neuerdings deshalb präferiert, weil man dort leichter die stärkere Partei werden kann, als in einer Koalition mit Schwarzen, dann zeigt das: Die Grünen wollen (wieder) an die Macht. Allerdings werden die Chefs der Partei auf ihrem Atom-Parteitag in einer Woche alle Mühe haben, ihren Anhängern beizubringen, warum sie Merkel und Co. nun nicht mehr bekämpfen, sondern beklatschen sollen.

Vor allem passen zwei Ziele der Grünen einfach nicht zusammen: Sie wollen schneller aussteigen und gleichzeitig die Bürger besser beteiligen. Bürgerbeteiligung aber kostet Zeit.

Natürlich hat der Ausstiegsplan der Bundesregierung Schwächen; vor allem das Energiesparen wird sträflich vernachlässigt. Aber er ist ein guter Anfang. Und er baut genug Druck auf, um Innovationen zu forcieren. Die Grünen sollten nun mit aller Macht und allem Wissen Nachbesserungen erzwingen. Wer immer noch bloß protestiert, hat nicht verstanden.

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