Asyl:Wie man Helfer vergrault

Widersprüche untergraben die Hilfsbereitschaft.

Von Bernd Kastner

Ja, man muss wissen, worauf man sich einlässt, wenn man eine Bürgschaft für einen anderen Menschen übernimmt. Tausende haben Verpflichtungserklärungen für Syrer übernommen, um ihnen die gefahrlose Reise zu Verwandten nach Deutschland zu ermöglichen: Wir kommen notfalls für ihren Lebensunterhalt auf, versprachen die deutschen Paten. Das war Voraussetzung für die Syrer, um in Aufnahmeprogramme der Bundesländer zu kommen. Nur für die Dauer des Asylverfahrens laufe die Bürgschaft, hieß es mehrmals aus den Ländern. Ein überschaubares Risiko.

Die Paten ahnten nicht, dass die Bundesregierung anderer Meinung ist: Fünf Jahre laufe die Bürgschaft in der Regel. Das kann Kosten im fünfstelligen Bereich bedeuten, mancher Helfer muss den eigenen Ruin befürchten. Getäuscht und ausgenutzt fühlen sich deshalb viele Paten. Wie fatal. Die widersprüchlichen Informationen untergraben die Hilfsbereitschaft ausgerechnet jener Wohlmeinenden, auf die das Land so angewiesen war und ist. Gerade auch jetzt, da der Integrationsprozess in den Mühen der Ebene steckt.

Nun weist die Bundesregierung einen Ausweg aus der Misere: Wenn die Paten unverschuldet im Irrtum waren, müssen sie wohl keine Unsummen zahlen. Der Rat ist gut, allein, er kommt sehr spät. Dieses Durcheinander ist Ergebnis schlechten Asyl-Managements. So vergrault Berlin die Engagiertesten.

© SZ vom 23.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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