Arte-Doku über Flüchtlinge im Libanon:"Nicht mal schöne Erinnerungen"

Arte Projekt Refugees

Ein Mädchen im Flüchtlingslager Burj el-Barajneh im Libanon.

(Foto: Photographer: Christina Malkoun; Arte)

Seit mehr als 60 Jahren leben Tausende Palästinenser im Flüchtlingslager Burj el-Barajneh im Libanon. Die Chance, dass sich daran etwas ändert, ist gering. Und das Schlimmste: Die meisten Bewohner kennen gar kein anderes Leben.

SZ.de zeigt eine Arte-Dokumentation von Agnès Merlet

"Es gibt nichts Schönes in unserem Leben", sagt Mohammed Yunnes und lacht dabei. "Nicht mal schöne Erinnerungen". Der 25-jährige Palästinenser ist in dem Flüchtlingslager geboren, in dem er und seine Familie noch immer leben.

Das Flüchtlingslager Burj el-Barajneh liegt südlich von Beirut im Libanon. Es existiert seit 1948. Aus einer Übergangslösung ist der Wohnort für mehrere Generationen geworden: Die Häuser sind schäbig und oft einsturzgefährdet, provisorische Stromkabel und Wasserleitungen hängen in den engen Gassen. Offiziell leben 16 000 Menschen hier, vermutlich sind es deutlich mehr. Zwei Drittel von ihnen sind jünger als 40 Jahre und kennen oftmals gar kein anderes Leben.

Dokumentation von Agnès Merlet

"Wir Flüchtlinge aus Palästina"

Die französische Kino-Regisseurin Agnès Merlet hat das Lager sieben Tage lang besucht. Sie traf junge Palästinenser, deren Familien bereits seit zwei Generationen wie in einem Gefängnis leben.

Sie haben kaum Aussichten auf eine Arbeit im Libanon, kaum eine Möglichkeit das Lager und das Land in Richtung einer besseren Zukunft zu verlassen. Erstens, weil sie keinen Reisepass ausgestellt bekommen und zweitens, weil ihre Väter und Großväter noch immer davon träumen, eines Tages in ihre alte Heimat zurückkehren zu können. Über ihr Leben sagen Mohammed und seine Freunde: "Unsere Vergangenheit ist eine Tragödie, unsere Gegenwart ein Martyrium. Glücklicherweise haben wir keine Zukunft."

Die Dokumentation von Agnès Merlet ist Teil eines größeren Projekts: Die Sendereihe Arte Reportage hat 16 Künstlern die Gelegenheit gegeben, Flüchtlingslager im Irak, im Libanon, im Tschad und in Nepal zu besuchen und das Leben dort zu zeigen. Jeweils ein Filmemacher, ein Schriftsteller, ein Fotograf und ein Comic-Autor haben gemeinsam mehrere Tage in einem der vier Lager verbracht. Mehr dazu auf www.arte.tv/fluechtlinge und demnächst auf Süddeutsche.de.

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