Argentinien:Zehntausende Argentinier protestieren gegen Frauenmorde

Argentinien: Blanca Salvatierra hält ein Bild ihrer Tochter Daniela Diez. Sie wurde im vergangenen Jahr bei einer Demonstration gegen Frauengewalt umgebracht.

Blanca Salvatierra hält ein Bild ihrer Tochter Daniela Diez. Sie wurde im vergangenen Jahr bei einer Demonstration gegen Frauengewalt umgebracht.

(Foto: AP)
  • In Argentinien protestieren Zehntausende gegen die steigende Zahl an Frauenmorden.
  • In diesem Jahr wurden bereits 140 Frauen ermordet, 2014 waren es mindestens 277.
  • Die Demonstranten fordern einen nationalen Aktionsplan gegen Gewalt gegen Frauen.

Demonstranten fordern Umsetzung eines verabschiedeten Gesetzes

Aus Protest gegen die steigende Zahl von Morden an Frauen haben am Mittwochabend in mehreren Städten Argentiniens Zehntausende Menschen auf den Straßen protestiert. Vor dem Parlament in Buenos Aires forderten die Demonstranten, ein schon vor sechs Jahren verabschiedetes Gesetzes zum Schutz von Frauen vor Gewalt umzusetzen. Auch in vielen anderen Städten des Landes sowie in Chile, Uruguay und Mexiko demonstrierten Frauen.

Forderung nach nationalem Aktionsplan

Es handele sich um "sinnbildliche Frauenmorde", die einen "sozialen und politischen Wendepunkt" markierten, sagte Fabiana Túñez von der Organisation "Casa del encuentro". Angesichts einer Macho-Kultur seien Frauen in Argentinien bislang als "eine Sache, die man beherrschen muss'" betrachtet worden. Die Politik müsse daher endlich mit einem nationalen Aktionsplan gegen Gewalt gegen Frauen vorgehen.

140 Morde an Frauen in diesem Jahr

In Argentinien wurden im vergangenen Jahr mindestens 277 Frauen ermordet. In einem Großteil der Fälle wurden die Morde von ihren Lebenspartnern begangen, berichtet die Frauenorganisation "La casa del encuentro". Im laufenden Jahr seien bislang 140 Frauen ermordet worden, sagte die Abgeordnete Victoria Donda.

Einer Kindergärtnerin wurde vor den Augen der Kinder von ihrem Ex-Mann die Kehle durchgetrennt, im Mai wurde eine schwangere 14-Jährige von ihrem Freund totgeschlagen und dann mit Hilfe von Angehörigen im Garten der Familie vergraben.

Unterstützung von Staatschefin Kirchner

Argentiniens Staatschefin Cristina Kirchner unterstützte die Proteste. In sozialen Netzwerken prangerte sie andere Formen der Gewalt gegen Frauen an. So werde in Fernsehsendungen "die Frau wie eine Sache gezeigt, sie zeigen, wie ihre Brüste und ihr Hintern in der Öffentlichkeit betatscht werden". "Die Frau wird zum Objekt gemacht und es wird daher immer jemanden geben, der meint, wenn er sie nicht besitzen kann, kann er sie kaputtmachen", kritisierte Kirchner.

Für Frauenmord gilt lebenslange Haft

2012 wurde im argentinischen Strafrecht Frauenmord als verschärfter Tatbestand eingestuft. Während Mord mit zwölf bis 25 Jahren Gefängnis bestraft wird, ist für einen Frauenmord lebenslange Haft vorgesehen. Trotzdem wird in Argentinien laut der Frauenorganisation "Casa del encuentro" alle 31 Stunden eine Frau getötet.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: