Argentinien:Macri und die Offshore-Riege

Argentinien: Noch lächelt er, aber der Druck auf Argentiniens neuen Präsidenten Mauricio Macri wächst.

Noch lächelt er, aber der Druck auf Argentiniens neuen Präsidenten Mauricio Macri wächst.

(Foto: Juan Mabromata/AFP)

Immer mehr Vertraute von Argentiniens Präsident tauchen in den Panama Papers auf, darunter sein Sekretär - gegen einen seiner Mitarbeiter lag bis vor Kurzem sogar ein Haftbefehl vor.

Von Peter Burghardt

Schon wieder gibt es Neuigkeiten aus dem Machtzirkel von Argentiniens Präsident und den Panama Papers. Seit Wochen zeigt der Blick durch das Daten-Leck, dass Mauricio Macri, seine Familie und eine Reihe bedeutender Vertrauter in Briefkastenfirmen gemeldet waren oder sind. Der Konservative Macri, der das südamerikanische Land seit Dezember vergangenen Jahres regiert, hatte sich selber als Direktor der Offshore-Adresse Fleg Trading Ltd. (Bahamas) registrieren lassen; in anderen Daten taucht er als Direktor der Kagemusha S.A. (Panama) auf. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. Nun fällt ein weiterer hochrangiger Freund des Staatschefs auf: Pablo Clusellas, sein Sekretär.

Macri und Clusellas kennen sich seit der Schulzeit und machten auch gemeinsame Geschäfte. Als Macri 2007 Bürgermeister von Buenos Aires wurde, kürte er den Juristen zu seinem Secretário legal y técnico, zum engsten Berater im Kabinett. Nach seinem Wahlsieg 2015 nahm er Clusellas in gleicher Funktion mit in den Präsidentschaftspalast Casa Rosada. Jetzt ist den Panama Papers zu entnehmen, dass Clusellas zehn Jahre lange als Kontaktmann mit der panamaischen Kanzlei Mossack Fonseca (Mossfon) verbandelt gewesen war.

Gemäß der Dokumente wurde Pablo Clusellas bei Mossfon als "aktiver Vermittler" geführt

Ausweislich der Dokumente besuchten ihn Angestellte von Mossfon 1999 in seinem Büro in Buenos Aires und waren angetan. Fortan fungierte "Mr. Clusellas", wie sie ihn nannten, als Zwischenhändler. Regierungsquellen erläuterten der argentinischen Zeitung La Nación, Clusellas' Kanzlei habe ausländischen Gesellschaften geholfen, in Argentinien Fuß zu fassen, also Kapital ins Land gebracht - obwohl es dafür keine Belege gibt und die Wirtschaftskrise eher nicht für Investitionen geeignet war. 2002, kurz nach Argentiniens Bankrott, empfahl Mossfon Clusellas' Kanzlei die Vorzüge von Hongkong und Nevada. Zwischen Clusellas und Mossack Fonseca habe es "keine direkte Verbindung" gegeben, behaupten Macris Sprecher. 2007 habe Clusellas seine Kanzlei verlassen, in jenem Jahr zog er mit Macri ins Rathaus ein. Gemäß den Panama Papers wurde Clusellas bei Mossfon allerdings bis 2008 als "aktiver Vermittler" geführt. Außerdem war er im Register bis 2009 als Führungskraft seiner Kanzlei gemeldet und wies in seiner Steuererklärung 2014 einen Besitzanteil von einem Prozent daran aus.

Die Causa Clusellas passt zu anderen Spitzenpolitikern aus Macris Nähe. Gerade erst machte die Nachricht die Runde, dass ein weiterer Intimus sogar von Interpol gesucht wurde. Gegen Macris vormaligen städtischen Schatzmeister Néstor Grindetti lag bis vor Kurzem ein internationaler Haftbefehl vor. Brasiliens Justiz verlangte seine Festnahme wegen Vergehen gegen Steuerbestimmungen und Verbraucherbeziehungen. Erst am 30. März 2016 wurde die Fahndung eingestellt. Grindetti war laut den Panama Papers zwischen 2010 und 2013, also während seiner Amtszeit als Macris Finanzminister von Buenos Aires, als Offshore-Manager von Mercier International tätig. Mossack Fonseca, Spezialist für solche Operationen, stattete ihn obendrein mit besonderen Befugnissen aus: Er könne damit "in jedem Teil der Welt" tätig sein. Auch ein Konto bei der Zürcher Bank Clariden Leu AG durfte der heutige Bürgermeister von Lanús am Rande von Buenos Aires demnach verwalten.

Grindettis Umgebung streitet Vorwürfe ähnlich ab wie Macri und seine übrige betroffene Entourage. Dabei wäre allerhand zu klären. Warum zum Beispiel wurde ein Spielervermittler aus Macris Zeit beim Fußballklub Boca Juniors Geheimdienstchef? Er heißt Gustavo Arribas und fiel ebenfalls mit Offshore-Adresse auf. Der Präsident und seine Anhänger attackieren lieber die Vorgängerin Cristina Fernández de Kirchner wegen mutmaßlicher Geldwäsche und feiern, dass Argentinien seine Restschulden der Staatspleite 2001/2002 beglichen und sich wieder verschuldet hat. Argentinien sei in die Welt zurückgekehrt, verkündete Macri kürzlich. In der Offshore-Welt war sein Argentinien offenbar schon länger daheim.

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