ARD/ZDF:Hübsch gemütlich

Seehofer hat Recht: Die Sender müssen sich hinterfragen.

Von Katharina Riehl

ZDF und ARD werden in den kommenden Jahren nicht fusioniert, und Horst Seehofer weiß das natürlich. Dass er fordert, die beiden öffentlich-rechtlichen Sender zusammenzulegen, passt aber hervorragend zu seinen sonstigen Ideen der vergangenen Tage: Die Kritik am öffentlich-rechtlichen Rundfunk gehört zum Grundlamento von Populisten wie der AfD, die gern auch mit Begriffen wie "Lügenpresse" hantieren.

Bemerkenswert an dem CSU-Vorstoß ist deshalb etwas ganz anderes. Dass der Zustand zweier Sendeanstalten offenbar ähnlich gut als Wahlkampfthema taugt wie die Zukunft der Flüchtlingspolitik, zeigt, wie schlecht es um das Ansehen des gebührenfinanzierten Rundfunks in Deutschland bestellt ist. Seehofer kann sich darauf verlassen, dass er mit dieser Forderung keine Welle der Solidarität für ARD und ZDF auslöst. Er weiß, dass viele Menschen genauso empfinden: Äußerst wohlgenährt senden die Anstalten an großen Teilen ihres Publikums vorbei.

Dieser Vorwurf ist nicht ganz richtig, aber er ist auch nicht ganz falsch. Ein zu großer Teil der Gebühren versickert in reformierresistenten Strukturen; viele haben es sich darin hübsch bequem gemacht. Dazu kommt ein Programm, das gerade im Bereich Unterhaltung von trauriger Schlichtheit ist, und eine kaum vorhandene Kritikfähigkeit der Verantwortlichen. ARD und ZDF müssen sich hinterfragen. Sonst übernimmt das Seehofer.

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