ARD-Deutschlandtrend:Mehrheit lehnt Guttenbergs politisches Comeback ab

Karl-Theodor zu Guttenberg bereitet seine Rückkehr in die Politik vor, doch in der Bevölkerung stößt das dem ARD-Deutschlandtrend zufolge auf wenig Gegenliebe, die Zustimmungsrate zur seiner bisherigen politischen Arbeit schmilzt ebenfalls. Immerhin könnte sich jeder Fünfte vorstellen, eine mögliche neue Partei des ehemaligen Verteidigungsministers zu wählen.

Mehr als die Hälfte der Deutschen ist gegen eine Rückkehr des ehemaligen Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg in die Politik. Im ARD-Deutschlandtrend sprachen sich 55 Prozent der 1005 befragten Personen gegen ein Comeback des ehemaligen Verteidigungsministers aus. 43 Prozent sähen ihn hingegen gern bald wieder auf der politischen Bühne, teilte der WDR in Köln mit.

Verkauf des Guttenberg-Buchs startet

In dieser Woche startete der Verkauf des Guttenberg-Buches mit dem Titel "Vorerst gescheitert".

(Foto: dpa)

22 Prozent könnten sich vorstellen, eine von Guttenberg gegründete Partei zu wählen, für 75 Prozent wäre das nicht denkbar. 65 Prozent sind der Ansicht, die Fehler Guttenbergs seien nicht einfach mit einer Entschuldigung aus der Welt zu schaffen.

Guttenberg war im März wegen seiner in großen Teilen abgeschriebenen Doktorarbeit als Minister zurückgetreten und hatte alle politischen Ämter aufgegeben. Der Doktortitel war dem einstigen CSU-Hoffnungsträger aberkannt worden. Rückblickend sind allerdings noch immer 60 Prozent der zu Wochenbeginn Befragten mit der Arbeit des damaligen Ministers zufrieden. Im März 2011 waren es 73 Prozent.

Drei Viertel aller Deutschen befürworten NPD-Verbot

Das staatliche Vorgehen gegen rechtsextreme Gruppierungen beurteilen die Befragten vor dem Hintergrund der Mordserie der Zwickauer Terrorzelle überwiegend kritisch. Nahezu drei Viertel der Deutschen (74 Prozent) sprechen sich für ein Verbot der NPD aus, 20 Prozent sind dagegen. Eine Mehrheit von 58 Prozent hat den Eindruck, Polizei und Verfassungsschutz täten zu wenig gegen rechtsextreme Gewalttäter.

Die Idee einer zentralen Neonazi-Datei stößt auf breite Zustimmung. 83 Prozent finden, "wer im Verdacht steht, rechtsextrem und gewaltbereit zu sein, sollte in einer bundesweiten Datei gespeichert werden". 81 Prozent sind der Ansicht, "der Staat lässt Neonazis und Rechtsextremen zu oft freie Bahn". Die Aufklärungsarbeit der Behörden nach Bekanntwerden der Mordserie beurteilen 33 Prozent als "gut", 51 Prozent als "weniger gut" oder "schlecht".

In der Sonntagsfrage legt die Union im Vergleich zum Vormonat um einen Punkt zu und erreicht 35 Prozent. Die SPD verliert einen Punkt (30 Prozent), genauso wie die FDP (drei Prozent) und die Piratenpartei (sechs Prozent). Die Grünen gewinnen einen Punkt und würden der Umfrage zufolge 16 Prozent der Stimmen erreichen, wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahl wäre. Die Linke legt ebenfalls um einen Punkt auf nun sieben Prozent zu. Für die Sonntagsfrage im Auftrag der ARD-Tagesthemen befragte das Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap von Montag bis Mittwoch dieser Woche bundesweit telefonisch 1514 Wahlberechtigte.

Beliebteste amtierende Politiker sind demnach der Peer Steinbrück (SPD) und dessen Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier. Mit der Arbeit der beiden möglichen Kanzlerkandidaten sind jeweils 57 Prozent der Deutschen zufrieden. Bundeskanzlerin Angela Merkel erhält mit 54 Prozent ähnlich hohe Zustimmungswerte. Neues Schlusslicht der abgefragten Politiker ist FDP-Chef Philipp Rösler mit 22 Prozent.

Rolle der Kanzlerin in der Euro-Krise wird positiv beurteilt

Die Sorgen der Bevölkerung wegen der Euro- und Schuldenkrise nehmen unterdessen zu und haben einen neuen Höchststand erreicht. 84 Prozent der Deutschen sind der Meinung, "der schlimmste Teil der Euro- und Schuldenkrise steht uns noch bevor" (zwei Prozent mehr als im Vormonat). Allerdings glaubt eine Mehrheit der Deutschen von 55 Prozent (zwei Prozent mehr als im Vormonat), "ich persönlich bin von der Krise nicht betroffen".

58 Prozent finden, "die Bundesregierung hat angesichts des Ausmaßes der Krise den Überblick verloren." Die Rolle der Kanzlerin wird hingegen positiver beurteilt. 50 Prozent sind der Meinung, Merkel "hat in der Euro-Krise richtig und entschlossen gehandelt" (vier Prozent mehr als im 2011). Ihr Plan, eine zentrale Haushaltskontrolle in der Europäischen Union einzurichten, der sich die Mitgliedsstaaten unterwerfen müssten, trifft bei den Deutschen auf große Zustimmung. 80 Prozent unterstützen diese Idee, 18 Prozent lehnen sie ab.

Von den im Bundestag vertretenden Parteien wird der Union die größte Kompetenz in der Bekämpfung der Krise zugeschrieben. 51 Prozent trauen am ehesten der Union zu, Deutschlands Interessen in der EU zu vertreten. Über die SPD denken das 28, über die Grünen vier und über FDP und Linke jeweils ein Prozent. 47 Prozent finden zudem, die Union sei am ehesten in der Lage, die Stabilität des Euro zu gewährleisten. Der SPD sprechen dafür 20 Prozent die größte Kompetenz zu, den Grünen zwei und der FDP sowie der Linken jeweils ein Prozent.

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