Arbeitsmarkt:Zahl der Erwerbstätigen auf Rekordhoch

44 Millionen Menschen in Deutschland sind beschäftigt. Die meisten Jobs entstehen im Dienstleistungs­bereich. Die Zahl geringfügig Beschäftigter sinkt dagegen.

Von Alexander Hagelüken

In Deutschland haben so viele Menschen einen Job wie noch nie seit der Wiedervereinigung. 2017 stieg die Zahl der Erwerbstätigen auf mehr als 44 Millionen, meldet das Statistische Bundesamt. Für dieses Jahr wird ein Rekord erwartet. Weil dem Land in mehreren Branchen die Fachkräfte ausgehen, entbrennt eine Debatte, was sich gegen den Mangel tun lässt.

Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der Arbeitnehmer um mehr als 600 000. Das war der stärkste Anstieg seit zehn Jahren. Die deutsche Wirtschaft wächst seit acht Jahren ohne Pause, sodass Unternehmen mehr Aufträge bekommen und mehr Stellen schaffen. Entgegen einem längeren früheren Trend entstanden mehr voll sozialversicherte Arbeitsplätze. Dagegen schrumpfte die Zahl geringfügig Beschäftigter, die oft wenig verdienen und wenig Rente in Aussicht haben. Auch die Zahl der Arbeitslosen dürfte vergangenes Jahr gesunken sein, Forscher erwarten einen Rückgang auf etwa 2,5 Millionen.

Die meisten Stellen entstanden im Dienstleistungssektor, in dem inzwischen drei von vier Arbeitnehmern beschäftigt sind. Überdurchschnittlich viele neue Arbeitsplätze wurden in den Bereichen Bau, öffentliche Dienstleister, Erziehung und Gesundheit sowie Unternehmensdienstleister geschaffen. Weniger stark war die Dynamik in der Industrie, bei Handel, Verkehr und Gastronomie. Die Zahl der Selbständigen sowie der Beschäftigten in der Landwirtschaft nahm ab.

Im Jahr 2018 dürfte die deutsche Wirtschaft nach den meisten Prognosen sogar noch stärker wachsen als im vergangenen Jahr. Fachleute rechnen daher mit einem weiteren Anstieg der Beschäftigung. "Im Moment geht es fast überall aufwärts, in der Binnenkonjunktur und der Weltwirtschaft, bei den Dienstleistungen und in der Industrie", sagt Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg. Das Münchner Ifo-Institut sagt bis 2019 eine Zunahme der Erwerbstätigkeit auf 45,2 Millionen voraus.

Angesichts der steigenden Nachfrage nach Arbeitnehmern wachsen die Sorgen um einen Mangel an Fachkräften. In der Bundesrepublik sind bereits mehr als eine Million Stellen unbesetzt. Jedes fünfte Unternehmen in der Metallbranche berichtet über eine Behinderung der Produktion wegen fehlenden Personals. In einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags bezeichnet mehr als die Hälfte der Unternehmen den Mangel an Fachkräften als größtes Risiko für ihr Geschäft. Manchen Prognosen zufolge werden der Bundesrepublik im Jahr 2030 mehr als drei Millionen Fachkräfte fehlen.

Der Chef des Bundesagentur, Detlef Scheele, forderte deshalb kürzlich ein Einwanderungsgesetz. Damit könnten neben den Flüchtlingen aus humanitären Gründen gezielt Fachkräfte ins Land gebracht werden. Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer macht sich für eine umfassende Fachkräftestrategie stark. Zu der gehöre gezielte Zuwanderung ebenso wie eine Förderung des Abschlusses von Berufsausbildungen und mehr Ganztagskinderbetreuung.

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