Arbeitsmarkt:Heikle Statistik

Die Zahl der Arbeitslosen ist im Januar deutlich geringer gestiegen als im vergangenen Jahr. Das ist nach Ansicht von Arbeitsmarkexperten aber vor allem auf Änderungen der Statistik zurückzuführen - schon werden Manipulationsvorwürfe laut.

Die Zahl der Arbeitslosen stieg im Januar um rund 280.000 auf 4,597 Millionen. Das sind rund 26.000 weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich auf 11,0 Prozent. Der Anstieg ist vor allem saisonbedingt. Im Schnitt der vergangenen sechs Jahre war die Zahl der Arbeitslosen im Monatsvergleich um rund 300.000 gestiegen, im Schnitt der vergangenen zehn Jahre sogar um 332.000.

Die aktuellen Zahlen sind wegen einer Änderung der amtlichen Statistik zum Jahresanfang nur bedingt mit denen des Vorjahres vergleichbar. Rund 81.000 Arbeitslose, die an so genannten Trainigsmaßnahmen teilnehmen, sind in der offiziellen Arbeitslosenzahl nicht mehr berücksichtigt. Darunter befinden sich viel Jugendliche

Rechnet man die Einflüsse der Jahreszeit und die Änderung der Statistik heraus hat es nach Ansicht von Experten erstmals seit Monaten wieder eine Zunahme der Arbeitslosigkeit gegeben. Hinzu kämen schwer einschätzbare Wirkungen der Daumenschrauben-Offensive der Arbeitsämter. Sie habe in den vergangenen Monaten mehrere hunderttausend Arbeitslose aus der Statistik gedrängt, weil sich diese nach Einschätzung der Vermittler nicht ausreichend intensiv um einen neuen Job bemühten.

Vorwurf der bewussten Manipulation

Wegen der Änderungen in der gesetzliche Statistik warf der Bremer Wirtschaftswissenschaftler Rudolf Hickel der Bundesregierung vor, die Arbeitslosenstatistik gezielt zu schönen. Hickel sagte dem Radiosender MDR INFO, statistische Korrekturen würden immer dann gemacht, wenn Wahlkampf ist.

"Da liegt immer der Verdacht nahe, dass hier manipuliert wird und dass Zahlen geschönt werden. Es hat immer den ganz schlechten Geschmack, dass mit Statistiken Wahlkampf betrieben wird." Die Berechnung der Statistik war zum Januar an Standards der EU angepasst. Demnach gelten Menschen, die eine Weiterbildung oder ein Training absolvieren, nicht mehr als arbeitslos.

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