Arbeitslose:Ein Wunder geht zu Ende

Die Zahl der Jobsuchenden wird wieder steigen.

Von Thomas Öchsner

Anfang der 80er-Jahre sang Katja Ebstein: "Wunder gibt es immer wieder." Zumindest bei der Bundesagentur für Arbeit scheint dies zu stimmen, schaut man auf ihre Rekordbilanz für 2015. Die Arbeitslosigkeit ist so niedrig wie seit 1991 nicht mehr. Die Zahl der sozialabgabenpflichtigen Stellen steigt weiter. Noch nie waren so viele Menschen in Deutschland erwerbstätig. Wäre die Arbeitsagentur eine Aktiengesellschaft, würde deren Kurs jetzt trotzdem sinken.

Die schöne Bilanz täuscht über die Probleme hinweg: Nach wie vor ist Hartz IV für Millionen der Alltag. 2015 ging die Zahl der erwachsenen Hilfebezieher um gerade einmal 21 000 zurück. Auch die Zahl der Langzeitarbeitslosen liegt seit Jahren unverändert hoch bei etwa einer Million. Die Namen der Sonderprogramme für diese Gruppe ändern sich - je nachdem, wer gerade das Arbeitsministerium führt. Aber einen Effekt haben sie auf Dauer kaum. Hinzu kommt: Viele anerkannte Flüchtlinge rutschen 2016 erstmals in die Arbeitslosigkeit und verschlechtern die schöne Statistik.

Die Bundesregierung sollte deshalb die Jobcenter besser ausstatten, damit Langzeitarbeitslose besser gefördert werden können. Zugleich brauchen Flüchtlinge während ihrer Ausbildung und für den Berufsstart eine sichere Bleibeperspektive. Wer jetzt darauf vertraut, dass es am Arbeitsmarkt wieder ein Wunder gibt, dürfte bald sein blaues Wunder erleben.

© SZ vom 07.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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