Antisemitismus in Deutschland:Zentralrat der Juden warnt vor Tragen der Kippa

Antisemitismus in Deutschland: Die Kippa ist die traditionelle jüdische Kopfbedeckung.

Die Kippa ist die traditionelle jüdische Kopfbedeckung.

(Foto: imago stock&people)
  • Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, hält das Tragen von Kippas in der Öffentlichkeit für problematisch - in Vierteln mit vielen Muslimen.
  • Die Entwicklung sei erschreckend, sagte Schuster. Dennoch sollten Juden sich nicht verstecken.
  • Immer wieder kommt es zu antisemitischen Übergriffen.

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, zweifelt daran, ob Juden in der Öffentlichkeit Kippa tragen sollten. "Die Frage ist, ob es tatsächlich sinnvoll ist, sich in Problemvierteln, in Vierteln mit einem hohen muslimischen Anteil, als Jude durch das Tragen der Kippa zu erkennen zu geben - oder ob man da besser eine andere Kopfbedeckung trägt," sagte Schuster im Inforadio des rbb.

Es sei eine Entwicklung, die er so vor fünf Jahren nicht erwartet habe, sagte Schuster. Dies sei "ein wenig erschreckend". Die meisten jüdischen Einrichtungen hält Schuster dennoch für gut gesichert. Im Kampf gegen Antisemitismus erwartet er von den Muslimen in Deutschland deutlichere Worte: "Die klare Distanzierung von Antisemitismus, insbesondere auch in der Arbeit mit jungen Menschen, die vermisse ich leider doch in einem Großteil der muslimischen Verbände," sagte der Zentralrats-Präsident.

Gleichzeitig rief Schuster Juden dazu auf, ihre Religion nicht zu verbergen. ​Sie sollten sich nicht aus Angst verstecken.

Übergriffe auf Juden

Die Sorge über zunehmenden Antisemitismus in Europa steht im Kontext der Anschläge in Frankreich und Dänemark. Bei der islamistischen Anschlagsserie vom Januar in Paris waren auch mehrere Juden getötet worden. Bei Angriffen auf ein Kulturzentrum und eine Synagoge in Kopenhagen kamen vor knapp zwei Wochen zwei Menschen ums Leben.

Im Januar war in Berlin im U-Bahnhof Friedrichstraße ein Israeli angegriffen worden, nachdem er antisemitische Gesänge gefilmt hatte. Ein ähnlicher Fall löste im Jahr 2012 heftige Reaktionen aus: Jugendliche attackierten im Stadtteil Friedenau einen Rabbiner und bedrohten seine Tochter mit dem Tod. Politiker verschiedener Parteien, die Jüdische Gemeinde Berlin und das israelische Außenministerium äußerten Entsetzen über den Überfall.

Ab Donnerstag werden etwa 350 Menschen zum jüdischen Jugendkongress in Berlin erwartet.

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