Antisemitismus:Haftbefehl gegen mutmaßlichen Schläger

  • Nach einem antisemitischen Angriff auf einen Israeli in Berlin ist gegen den mutmaßlichen Täter Haftbefehl erlassen worden.
  • Der Beschuldigte hatte sich am Donnerstag der Polizei gestellt.
  • Er soll in Berlin zwei Männer mit Kippas angegriffen und antisemitisch beleidigt haben.

Zwei Tage nach einem antisemitischen Angriff auf einen jungen Mann aus Israel und seinen Begleiter in Berlin hat sich der mutmaßliche Täter der Polizei gestellt. Noch am Donnerstag wurde gegen ihn Haftbefehl erlassen. Das teilte ein Polizeisprecher am Abend mit. Der 19-Jährige befinde sich in Untersuchungshaft. "Er hat sich zur Sache nicht eingelassen", betonte der Sprecher.

Unter anderem aufgrund von Zeugenhinweisen nach der Attacke vom Dienstagabend wurde der 19-Jährige demnach als tatverdächtig ermittelt. Er soll auf Antrag der Staatsanwaltschaft Berlin noch heute einem Ermittlungsrichter zum Erlass eines Haftbefehls vorgeführt werden. Er war freiwillig und in Begleitung einer Rechtsanwältin im Landeskriminalamt erschienen.

Das mutmaßliche Opfer und sein Freund hatten am Dienstagabend im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg Kippas - traditionelle jüdische Kopfbedeckungen - getragen. Sie wurden nach eigener Aussage von einer Gruppe arabisch sprechender Männer angegriffen und antisemitisch beschimpft. Einer der Männer schlug mit einem Gürtel auf den 21-Jährigen ein und versuchte, ihn mit einer Flasche zu schlagen. Der Angreifer und seine zwei Begleiter flüchteten. Der 21-Jährige filmte die Tat und stellte das Video ins Netz.

Die Tat hatte bundesweit Bestürzung ausgelöst und die Debatte über Antisemitismus in Deutschland befeuert. Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach von einem "schrecklichen Vorfall".

Der attackierte Mann sagte in einem Interview mit der Deutschen Welle, dass er kein Jude, sondern in Israel bei einer nichtjüdischen Familie aufgewachsen sei. Die Kippa habe er getragen, um die Erfahrung zu machen, "wie schrecklich es ist, in diesen Tagen als Jude durch Berlins Straßen zu laufen". Ein Freund habe ihn gewarnt, man sei in Deutschland nicht sicher, wenn man eine Kippa trage. Das habe er nicht geglaubt.

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