Antirassismus-Konferenz:Frankreich schimpft über US-Boykott

Neue Runde im Streit um die UN-Konferenz. Paris wettert über Washingtons Fernbleiben, die USA kritisieren Irans Präsidenten - und der spuckt erneut große Töne.

Die Querelen um die UN-Konferenz gegen Rassismus wollen nicht enden. Nun griff Frankreich die USA wegen des Boykotts der Tagung an. Es sei mehr als paradox, dass die USA Iran bei der Tagung in Genf nicht zuhören wollten, aber bereit seien, mit der Teheraner Führung über deren Atomprogramm zu verhandeln, kritisierte Außenminister Bernard Kouchner im französischen Sender Europe 1.

Mahmud Ahmadinedschad Iran dpa

Will im Sommer in seinem Amt bestätigt werden: Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad

(Foto: Foto: dpa)

Frankreich werde sich bei der Konferenz weiter dafür einsetzen, dass in der Abschlusserklärung der Antisemitismus und der Holocaust verurteilt werden. "Die Politik des leeren Stuhls ist einfach: Du gehst und beschimpfst die anderen", sagte Kouchner. Frankreich unterhält enge Geschäftsbeziehungen in den Nahen Osten.

Irans Medien spotten über "Israels Clowns"

Neben den USA hatten auch Deutschland und andere Länder des Westens eine Teilnahme in Genf abgesagt, da sie anti-israelische Ausfälle des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad befürchteten. Die Vertreter Frankreichs und anderer Länder verließen an diesem Montag aus Protest gegen seine Äußerungen vorübergehend den Konferenzsaal. Die iranischen Medien bezeichneten diese als eine Minderheit und als "von Israel engagierte Clowns".

Ahmadinedschad warf während seiner Rede Israel ein "grausames und repressives rassistisches Regime" über die Palästinenser vor.

Washington verurteilte inzwischen Ahmadinedschads Aussagen als "nicht hinnehmbar". Diese Bemerkungen trügen nur dazu bei, rassistischen Hass weiter anzustacheln, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Robert Wood.

Auch der Sprecher des Weißen Hauses, Robert Gibbs, sprach von einer "hasserfüllten Rhetorik" und einer Bestätigung für die Richtigkeit der US-Entscheidung, der Konferenz von vornherein fernzubleiben.

Auch der Vatikan wetterte gegen die Äußerungen des iranischen Präsidenten. Als "extremistisch und inakzeptabel" bezeichnete der Vatikan-Pressechef Federico Lombardi die Tiraden.

Ahmadinedschad wirft Westen "Intoleranz" vor

Zuvor hatte die Europäische Union Ahmadinedschads Rede scharf kritisiert. "Die EU weist die von Präsident Mahmud Ahmadinedschad vertretenen Ansichten entschieden zurück", erklärte die tschechische EU-Ratspräsidentschaft im Namen aller 27 Mitgliedstaaten.

Inzwischen meldete sich auch der iranische Staatschef erneut zu Wort: Ahmadinedschad kündigte an, künftig alle internationalen Konferenzen zu besuchen. Bei seiner Rückkehr nach Teheran warf er dem Westen "Intoleranz", vor.

"Diejenigen, die Redefreiheit fordern, waren nicht einmal dazu bereit, bei einer von ihnen (dem Westen) selbst organisierten Konferenz eine oppositionelle Stimme zu tolerieren", sagte Ahmadinedschad. "Wegen mir haben einige Länder die Konferenz boykottiert. Ich erkläre hiermit, dass ich von nun an an allen internationalen Konferenzen teilnehmen werde."

Die Rassismuskonferenz der Vereinten Nationen in Genf wurde derweil ungeachtet des Eklats fortgesetzt. Im Mittelpunkt soll bis Freitag die Verabschiedung eines Abschlusspapiers stehen, auf das sich eine große Mehrheit der über 100 Teilnehmerstaaten am vergangenen Freitag geeinigt habe, erklärten Diplomaten.

Die Nachfolgekonferenz des 2001 im südafrikanischen Durban begonnenen Prozesses zum Kampf gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus dürfe nicht aufgegeben werden, erklärten erste Redner an diesem Dienstag.

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