Anti-Terrorkampf:Obama und Brown - Pakt gegen Jemens al-Qaida

Die USA und Großbritannien wollen al-Qaida im Jemen mit einer neuen Sondereinheit bezwingen - und müssen wegen Drohungen ihre Botschaften im Land schließen.

Der Golf von Aden zwischen arabischer Halbinsel und Afrika rückt immer mehr in den Fokus des globalen Anti-Terrorkampfes: Die USA und Großbritannien wollen nach eigenen Angaben den gemeinsamen Einsatz gegen Islamisten im Jemen und in Somalia verstärken.

dpa, Jemen, al-Qaida

Die Führung des jemenitischen al-Qaida-Ablegers in einer Videobotschaft vom Januar 2009.

(Foto: Archivfoto: dpa)

Das Büro des britischen Premierministers Gordon Brown erklärte, zu den mit US-Präsident Barack Obama vereinbarten Maßnahmen gehöre die gemeinsame Finanzierung einer Sondereinheit der Polizei zur Terrorabwehr im Jemen. Außerdem solle die jemenitische Küstenwache mehr Unterstützung erhalten und mehr Friedenstruppen nach Somalia entsendet werden.

Unterdessen haben die USA nach Anschlagsdrohungen al-Qaidas ihre Botschaft im Jemen bis auf weiteres geschlossen. Die Vertretung in Sanaa öffne am Sonntag wegen der anhaltenden Attentatsgefahr nicht, hieß es auf ihrer Internetseite. Alle einheimischen Mitarbeiter wurden angewiesen, zu Hause zu bleiben und auf weitere Mitteilungen zu warten. Wie lange die Botschaft geschlossen bleibt, ist unklar.

Auch Großbritannien hat seine Botschaft in der Hauptstadt geschlossen. Es habe eine Drohung gegeben, berichtete die BBC. Die britische Botschaft in Sanaa selbst war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Die deutsche Botschaft verschärfte ihre Sicherheitsvorkehrungen. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin sagte, die Botschaft habe aber "bisher keine Drohung erhalten". Der Dienstbetrieb werde fortgesetzt. Die spanische Botschaft schränkte den Publikumsverkehr ein.

Terror-Hochburg wie Afghanistan?

Das vereitelte Attentat auf ein US-Passagierflugzeug am ersten Weihnachtsfeiertag hat die internationale Aufmerksamkeit auf den Jemen gelenkt. Der dortige Al-Qaida-Ableger hat sich zu dem Anschlagsversuch bekannt. Der Attentäter aus Nigeria erhielt eigenen Angaben zufolge Ausbildung und Sprengsatz von al-Qaida im Jemen. Am Samstag hatte der US-Präsident al-Qaida für den versuchten Anschlag verantwortlich gemacht.

Experten befürchten, dass das Land auf der arabischen Halbinsel wie Afghanistan zu einer Hochburg für radikale Muslime werden könnte. In Somalia hat die von al-Qaida inspirierte islamistische Rebellenbewegung al-Shabaab die Kontrolle über weite Teile im Süden und Inneren des Landes übernommen.

Unterdessen nimmt das US-Militär offenbar beim Kampf der jemenitischen Regierung gegen Aufständische bereits in diesen Tagen eine zentrale Rolle ein: Jüngste Angriffe auf mutmaßliche al-Qaida-Stellungen im Jemen fanden nach Medieninformationen unter Führung der USA statt. Die jemenitische Regierung unterstützte sie dabei lediglich .

Wie der US-Fernsehsender CBS unter Berufung auf den "US-Experten für Sondereinsätze und Ausbilder jemenitischer Offiziere", Sebastian Gorka, berichtete, gab es Angriffe mit Flugmarschkörpern, die mit Angriffen militärischer Einheiten am Boden kombiniert waren. Laut dem Sender CNN beraten jemenitische und amerikanische Offizielle derzeit, welche Ziele sich für Vergeltungsschläge eignen könnten.

Eine engere Kooperation mit der jemenitischen Regierung hat für Obama offenbar Priorität: Am Samstag traf niemand geringerer als David Petraeus, Oberkommandierender für Nahost und Zentralasien, in Sanaa den jemenitischen Präsidenten Ali Abdallah Saleh. Der US-General bekräftigte die Unterstützung seines Landes beim Anti-Terrorkampf. Petraeus habe eine Botschaft Obamas überbracht, in der es um die Zusammenarbeit beider Länder im Kampf gegen Terrorismus und Piraterie ging.

Gegen die "Feinde Allahs"

Petraeus habe dem Land zu seinen "erfolgreichen Operationen" gegen das al-Qaida gratuliert. Petraeus hatte erst kürzlich eine Verdoppelung der Militär- und Sicherheitshilfen für den Jemen versprochen. Bislang erhalte das Land rund 70 Millionen Dollar (48,9 Millionen Euro) Hilfen pro Jahr.

Die USA und Großbritannien seien sich ferner einig, dass in Somalia eine "größere Friedenssicherungstruppe erforderlich" sei, teilte Brown mit. Sie würden sich dafür im UN-Sicherheitsrat einsetzen. Derzeit sind etwa 5300 Soldaten der Mission der Afrikanischen Union in Somalia (AMISOM) in dem nordostafrikanischen Land stationiert. Sie unterstützen seit dem Abzug der äthiopischen Interventionstruppen im Januar des vergangenen Jahres die schwache somalische Übergangsregierung, die nur noch einige Teile der Hauptstadt Mogadischu kontrolliert, gegen die bewaffnete islamische Opposition.

Brown hatte am Freitag vorgeschlagen, parallel zur Afghanistan-Konferenz am 28. Januar in London ein internationales Treffen zum Jemen abzuhalten. Obama machte am Samstag erstmals direkt die Al-Qaida-Organisation im Jemen für den Anschlagsversuch auf ein US-Flugzeug verantwortlich, der am ersten Weihnachtsfeiertag vereitelt worden war.

Zuvor hatte die Schabaab-Miliz angekündigt, ihre Kämpfer würden den Golf von Aden überqueren und an der Seite von al-Qaida im Jemen gegen die "Feinde Allahs" kämpfen.

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