Anti-Terror-Kampf:China reiht sich ein

APEC 2015 in Manila

"Der gemeinsame Feind der Menschheit", sagt Xi Jingping über den Terror.

(Foto: Wally Santana/dpa)

Nach der Hinrichtung einer chinesischen Geisel durch den IS fühlt sich auch Peking bedroht. Es will seinen Anti-Terror-Kampf verstärken. Aber Peking hält gerade in Xinjiang inzwischen fast jede Gewalttat für Terror.

Von Kai Strittmatter, Peking

Partei- und Staatschef Xi Jinping hat die Ermordung einer chinesischen Geisel durch die Extremisten des Islamischen Staates verurteilt. "Terrorismus ist der gemeinsame Feind der Menschheit", sagte Xi am Rande des Apec-Gipfels in Manila am Donnerstag. Er kündigte einen verschärften Kampf gegen Terroristen an. Ein Sprecher des Außenministeriums in Peking erklärte, man werde "die Täter auf jeden Fall zur Rechenschaft ziehen", ohne ins Detail zu gehen. Beobachter halten jede militärische Beteiligung von China im Kampf gegen den IS aber für unwahrscheinlich.

Der Name des ermordeten Chinesen ist Fan Jinghui. Bereits im September hatte der IS im Internet seine Gefangennahme gemeinsam mit der des Norwegers Johan Grimsgaard-Ofstad verkündet. Die Gruppe wollte offenbar von China und Norwegen Lösegeld erpressen. Am Mittwoch dann meldete IS die Hinrichtung der beiden. Chinesischen Medienberichten zufolge war der 50-jährige Fan Jinghui ein ehemaliger Lehrer, der später im Werbegeschäft tätig war. Im Internet kursierten Ausschnitte aus einem Interview, das Fan Jinghui im Jahr 2001 gegeben hatte und in dem er von seinem Traum sprach, einmal für China beim internationalen Werbefestival in Cannes einen Preis zu holen.

Chinas Partei- und Staatschef Xi hatte unmittelbar nach den Anschlägen erklärt, China sei bereit, sich in den internationalen Kampf gegen den Terrorismus einzureihen. Die Regierung und auch die Staatsmedien versuchten in den Tagen nach dem Terror in Paris, Parallelen zum eigenen Vorgehen gegen die Gewalt in der instabilen Westprovinz Xinjiang zu ziehen. Xinjiang ist die Heimat des Turkvolkes der Uiguren, die zum großen Teil muslimischen Glaubens sind.

In den vergangenen Jahren gab es in Xinjiang, aber auch an anderen Orten Chinas, Ausbrüche von Gewalt und Terrorakte, denen mehrere Hundert Menschen zum Opfer fielen. Peking nennt mittlerweile jede Gewalttat in Xinjiang einen vom globalen islamistischen Terror inspirierten Akt des Terrorismus. Vor einem Jahr meldeten Chinas Staatsmedien, es seien schon mehr als 300 chinesische Staatsbürger nach Syrien und in den Irak gereist, um dort in den Reihen des Islamischen Staates zu kämpfen. Exiluiguren, aber auch unabhängige Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International weisen derweil auf die wachsende Unterdrückung und die zunehmende Beschränkung der religiösen Freiheiten der Uiguren in Xinjiang hin, und sehen darin den Auslöser für viele der Unruhen.

Beim G-20-Gipfel in der Türkei versuchten Chinas Führer diese Woche, die Solidarität der internationalen Gemeinschaft für ihren Kampf in Xinjiang einzufordern. Außenminister Wang Yi forderte eine globale "Einheitsfront" im Kampf gegen den Terror. "China ist ebenfalls ein Opfer des Terrors", sagte Wang Yi. Der Kampf gegen die Islamische Bewegung Ostturkestans (Etim) müsse "ein wichtiger Teil des internationalen Kampfes gegen den Terrorismus werden". China macht die angeblich vom Ausland gesteuerte separatistische Etim für einen großen Teil der Gewalt in Xinjiang verantwortlich, ohne allerdings dafür bislang Beweise geliefert zu haben.

Die meisten der tödlichen Angriffe in Xinjiang werden von den uigurischen Angreifern mit primitiven Waffen ausgeführt; in Polizeiberichten ist oft von Knüppeln und Messern die Rede. So auch jener Anschlag auf eine Kohlemine in Aksu am 18. September, bei dem offenbar 50 Arbeiter getötet wurden, die meisten von ihnen zugewanderte Han-Chinesen.

Der Sender Radio Free Asia berichtete unter Berufung auf Polizeikreise in Xinjiang, die Polizei habe bei der Jagd auf die Täter 17 Menschen getötet. "Ich hörte von Kollegen, die dabei waren, dass das Militär die Höhle in die Luft gesprengt hat, in der die Verdächtigen sich versteckten", zitiert RFA einen Polizeibeamten. Unter den 17 Toten sollen dem Sender zufolge Frauen und Kinder gewesen sein. Die Polizei sagt, es habe sich ausnahmslos um "Verdächtige" gehandelt.

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