Anti-Terror-Einsatz:Razzia in fünf Bundesländern

Eine Gruppe von 14 Asylbewerbern aus Tschetschenien steht unter Verdacht, von Deutschland aus Gewalttaten vorbereitet zu haben. Polizeikräfte schlugen in fünf Bundesländern gleichzeitig zu.

Von Stefan Braun und Ronen Steinke, Berlin/München

Eine Gruppe von 14 Tschetschenen, die als Asylbewerber in Deutschland leben, soll von hier aus Geld für die Finanzierung islamistischer Terroranschläge verschoben haben. Diesen Verdacht hegen Sicherheitsbehörden in Thüringen. Eine Razzia am Dienstag, bei der Polizeikräfte in fünf Bundesländern gleichzeitig zuschlugen, führte allerdings nicht zu konkreten Ergebnissen. Weder ergaben sich Hinweise auf eine konkrete Anschlagsgefahr in Deutschland, noch genügte die Beweislage, um die Personen wegen des Verdachts einer Straftat in Untersuchungshaft zu nehmen. Alle wurden nach Ende des Einsatzes wieder freigelassen.

Die Razzia verdeutlicht die enorm hohe Sensibilität und Sorge der deutschen Sicherheitsbehörden. Dabei geht es nicht nur um Anschlagspläne in Deutschland. Die Behörden sind offenbar fest entschlossen, auch bei der möglichen Unterstützung oder Finanzierung von Terrorgruppen schnell zu reagieren. Das gilt ebenso für Fälle, in denen sich der Verdacht erhärtet, Einzelne oder kleine Gruppen könnten sich aufmachen, um sich beim "Islamischen Staat" (IS) auszubilden zu lassen.

Im Zentrum der Ermittlungen stand dieses Mal ein 28-jähriger Tschetschene aus Russland. Gegen ihn ermittelt die Staatsanwaltschaft im thüringischen Gera seit der zweiten Jahreshälfte 2015 wegen des Verdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat. Er soll beabsichtigt haben, sich der Terrororganisation Islamischer Staat in Syrien anzuschließen. Dafür habe er ausreisen wollen. Eine konkrete Anschlagsgefahr hätten die Ermittlungen bislang jedoch nicht ergeben, sagte eine Sprecherin des Landeskriminalamts in Erfurt. Der Mann sei am Dienstag in Suhl angetroffen und nach den Vernehmungen durch die Polizei wieder auf freien Fuß gesetzt worden.

Ermittelt wird noch gegen 13 weitere Beschuldigte, zehn Männer und drei Frauen zwischen 21 und 31 Jahren, wegen des Verdachts der Terrorismusfinanzierung. Bei allen Beschuldigten handele es sich um Asylbewerber, deren Aufenthaltsstatus bislang nicht abschließend geklärt ist. "Wir untersuchen, ob Gelder ins Ausland geleitet wurden, um terroristische Vereinigungen zu finanzieren", sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Gera. Zur Höhe der Beträge sagte er mit Verweis auf das laufende Verfahren nichts. Auch blieb unklar, wohin Geld geschickt worden sein soll.

Nach Angaben des Thüringer Landeskriminalamtes wurden insgesamt zwölf Wohnungen und eine Gemeinschaftsunterkunft in Thüringen, Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Bayern durchsucht. Bei den Einsätzen sei eine weiße Substanz gefunden worden, die sich allerdings als ungefährlich herausgestellt habe, erklärte das LKA. Thüringen bildete den Mittelpunkt der Durchsuchungen. Dort gab es Einsätze unter anderem in Arnstadt, Suhl, Jena, Schmalkalden und Weimar. Darüber hinaus waren Polizeikräfte in Hamburg, Dortmund, Leipzig und München im Einsatz. In München wurden zwei Männer kontrolliert und von Polizeikräften befragt.

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