Anti-Terror-Einsatz bei Paris:Was wir über die Razzia in Saint-Denis wissen

  • Im Pariser Vorort Saint-Denis hat am Morgen ein Anti-Terror-Einsatz begonnen, bei dem es mindestens zwei Tote und mehrere Verletzte gibt.
  • Die Ermittler suchten den Belgier Abdelhamid Abaaoud, der als Drahtzieher hinter den Anschlägen vom Freitag vermutet wird.
  • Angeblich hatte ein inzwischen festgenommener Mann am Montag die umkämpfte Wohnung Besuchern aus Belgien überlassen.
  • Die Spezialeinheit Raid war mit dem Einsatz betraut, zusätzlich sichern Soldaten der französischen Armee die Umgebung.

Von Martin Anetzberger, Dominik Fürst und Oliver Das Gupta

Wen suchte die Polizei in Saint-Denis?

Den Angaben der Ermittler zufolge richtete sich die Polizeiaktion im nördlichen Pariser Vorort Saint-Denis gegen Abdelhamid Abaaoud. Französische Behörden gehen davon aus, dass er die Anschläge vom Freitag angeordnet hat, bei denen in Paris mindestens 129 Menschen starben. Nach wie vor ist unklar, ob sich der 27-jährige Belgier (lesen Sie hier ein kurzes Porträt) in der Wohnung aufhielt, die Polizisten und Soldaten in Saint-Denis ins Visier genommen hatten. Auch Stunden nach Beginn des Einsatzes hielt sich noch ein Verdächtiger dort auf. Es ist möglich, dass es sich dabei um Abaaoud handelte.

Was ist über den Hergang des Einsatzes bekannt?

Gegen 4.20 Uhr morgens hat der Anti-Terror-Einsatz begonnen. Mehrere Verdächtige hatten sich in einem Wohnhaus verschanzt. Die Polizei begann mit dem Sturm des Anwesens. Eine Frau zündete gleich zu Beginn des Einsatzes einen Sprengstoffgürtel und starb. Insgesamt sollen mindestens sieben Explosionen zu hören gewesen sein. Es folgte ein neunzigminütiger Schusswechsel. Die Polizei soll Berichten zufolge von der heftigen Gegenwehr in dem Wohnhaus überrascht gewesen sein. Im Verlauf des Einsatzes wurde ein zweiter Verdächtiger getötet, angeblich von einem Scharfschützen.

Die Aktion dauerte mehr als sieben Stunden - Medien meldeten gegen 11.30 Uhr das Einsatzende. Ein Verdächtiger soll sich zuletzt noch in der Wohnung befunden haben. Mindestens fünf Polizisten wurden verletzt. Zivilisten sind dem Bürgermeister von Saint-Denis zufolge nicht zu Schaden gekommen. Ein Polizeihund wurde getötet. Es wurden fünf Verdächtige festgenommen, davon sitzen drei in Untersuchungshaft. Drei sollen in der Wohnung gefasst worden sein, zwei andere in der näheren Umgebung des Gebäudes in Saint-Denis. Deren Identität ist bislang unklar.

Was ist über die umkämpfte Wohnung bekannt?

Saint-Denis ist ein Vorort im Norden von Paris, in dem mehr als 100 000 Menschen leben. Die Terrorfahnder richteten ihre Aktion auf eine Wohnung, die sich Medien zufolge in der Rue du Corbillon befindet. Die Nachrichtenagentur AFP will mehr in Erfahrung gebracht haben: Demnach wurde ein Mann in Saint-Denis festgenommen, der die Wohnung auf Bitte eines Freundes "zwei seiner Kumpel" aus Belgien überlassen habe. Der Mann beteuerte AFP zufolge, er habe nicht gewusst, dass es sich um "Terroristen" handelte. Der Besuch aus Belgien soll am Montag in die Wohnung gekommen sein - drei Tage nach den blutigen Anschlägen von Freitagabend in Paris.

Welche Einheiten waren an dem Einsatz beteiligt?

In Saint-Denis war die französische Eliteeinheit Raid im Einsatz, eine Spezialgruppe der Polizei. Gegründet wurde Raid 1985, um besser für Anti-Terror-Einsätze und Geiselnahmen gerüstet zu sein. Die Abkürzung Raid steht für "Recherche, Assistance, Intervention, Dissuasion" (etwa: Fahndung, Unterstützung, Eingriff, Abschreckung).

Dem Raid gehören etwa 300 Männer und Frauen unter 40 Jahren an, die ein hartes Auswahlverfahren bestehen müssen. Bislang kamen insgesamt drei Mitglieder bei Einsätzen ums Leben. In Saint-Denis sichern außerdem Soldaten der französischen Armee die Straßen.

Ständig aktualisierte Informationen zum Polizeieinsatz in Saint-Denis im Liveblog.

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