Anti-Koran-Film von Geert Wilders:Provokationstheater

Der Anti-Koran-Film des niederländischen Parlamentsabgeordneten ist perfide rassistisch. Da hilft nur eins: sich nicht provozieren lassen.

Christiane Schlötzer

Kinderpornographen nutzen das Internet, Islamisten und Nazi-Hassprediger ebenso. Nun tut das auch Geert Wilders, um seinem viertelstündigen Anti-Koran-Video "Fitna" ein Publikum zu verschaffen, nachdem kein niederländischer TV-Sender in dem Provokationstheater des Parlamentsabgeordneten mitspielen wollte.

Wilders beruft sich auf die Meinungsfreiheit und rühmt sich als "Aufklärer". Aber die Filmschnipsel von blutverschmierten Anschlagsopfern aus New York und London, kombiniert mit den Worten einschlägiger Hassprediger, beweisen nur, was ohnehin bekannt war: Es gibt äußerst radikale Islamisten, die Töten als Politik betrachten.

Perfide wird Wilders' Werk da, wo er pauschaliert. Er porträtiert sein Land, ja ganz Europa, als Terrain unter der Fuchtel einer Religion, des Islam. Jeder Muslim wird zum Radikalen erklärt.

So hätten es die wirklichen Islamisten wohl gern, die sich stets jene Stellen aus dem Koran picken, in denen die Religion mit dem Schwert daherkommt. Dass aber 92 Prozent der Muslime, wie erst jüngst eine globale Gallup-Umfrage ergab, solchem Terror abhold sind, das kommt in der Wilders-Welt nicht vor.

Deshalb ist das "Fitna"-Filmchen rassistisch und das Aufklärungs-Pathos nur eine Masche, eine PR-Aktion für den Abgeordneten Wilders, der seiner Kleinpartei Aufmerksamkeit verschaffen will.

Dafür spielt er auch mit dem Feuer und setzt die Regierungen in Den Haag sowie im Rest Europas unter Druck, sein Machwerk zu verteidigen, wenn ihnen die Meinungsfreiheit lieb und teuer ist. In diesem durchsichtigen Spiel bleibt eigentlich nur eines: sich nicht provozieren zu lassen. Aber dies dürfte leider nur eine fromme Hoffnung bleiben.

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