Anschlag von London:"Ihr werdet uns nicht besiegen"

Premierministerin May wirkt gefasst, als sie am Tag nach den Anschlägen von London eine Rede hält. Ihre Botschaft: London bleibe die großartigste Stadt der Welt.

Von Björn Finke, London

Die Premierministerin beginnt ihre Rede mit vier Minuten Verspätung, um 10.34 Uhr Londoner Zeit. Theresa May tritt ans Pult im voll besetzten Unterhaus, ihre schwarze Jacke passt zu dem ebenso traurigen wie ernsten Anlass. Die Konservative will die Parlamentarier über den Stand der Ermittlungen informieren und der Toten und Verletzten des Anschlags von Mittwochnachmittag gedenken.

Vor allem preist sie den Heldenmut von Keith Palmer, dem unbewaffneten Polizisten, der dem Attentäter auf dessen Weg ins Parlament entgegentrat und erstochen wurde. Der Familienvater ist einer von vier Menschen, die der Terrorist ermordete, bevor er selbst erschossen wurde. Palmer sei "ein Held", sagt May, und die Abgeordneten applaudieren.

Der Täter geriet vor Jahren schon ins Visier des Geheimdienstes MI5

Die Politikerin, die gefasst und kämpferisch wirkt, kann den Parlamentariern am Donnerstagmorgen einige Neuigkeiten verkünden. Da die Ermittlungen andauern, gebe es zwar Grenzen, was sie sagen dürfe, entschuldigt sie sich. Aber der Ablauf der Attacke sei klar. Um 14.40 Uhr steuerte demnach ein gebürtiger Brite, dessen Identität inzwischen bekannt sei, sein Auto auf den Bürgersteig der Westminster Bridge am Parlament. Dort tötete er zwei Passanten und verletzte 40, darunter einen Deutschen. Nachdem der Wagen in den Zaun des Parlaments gekracht war, lief er auf das Gelände des Palace of Westminster, erstach Palmer und wurde erschossen.

Der Täter sei vor einigen Jahren ins Visier des Geheimdienstes MI5 geraten, sagt May. Es ging demzufolge um "gewalttätigen Extremismus", aber er war eine "Randfigur", und die Sicherheitsbehörden sahen in ihm aktuell keine Gefahr. Die Polizei gehe weiterhin davon aus, dass ihn islamistische Ideologie zu seiner Tat getrieben habe. May lobt die Arbeit der Sicherheitskräfte und sagt, diese hätten seit 2013 insgesamt 13 Terroranschläge im Königreich verhindert.

Die Attacke sei ein Angriff auf "freie Menschen" weltweit gewesen, nicht nur auf London, erklärt die Premierministerin. Die beste Antwort darauf hätten die Millionen Bürger gegeben, die heute Morgen ganz normal ihren Tag begonnen hätten und zur Arbeit gefahren seien: "Die Straßen sind so belebt wie immer." Büros und Cafés seien voll; Millionen Menschen würden gerade in diesem Moment mit dem Zug oder Flugzeug nach London reisen, in die "großartigste Stadt der Welt". Diese Normalität trotz des Terroranschlags versage "unseren Feinden ihren Sieg". Sie zeige, dass "wie niemals aufgeben" werden: "Ihr werdet uns nicht besiegen, unsere Werte werden die Oberhand behalten." Großer Applaus am Ende der gut zehnminütigen Ansprache.

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