Anschlag in Tunesien:Mein Sohn, der Mörder

Es ist hier heiß am Mittag, Hakim Rezgui legt sich etwas hin. Als er wieder aufwacht, hat sein Ältester 38 Touristen in Sousse erschossen. Besuch bei der Familie des Attentäters.

Von Tim Neshitov

Die tunesische Stadt Gaafour, in der der Mörder Seifeddine Rezgui Yacoubi aufwuchs, liegt in einem von Bergen umgebenen Tal etwa 120 Kilometer südwestlich von Tunis. Es ist eine karge Gegend, die von Landwirtschaft lebt. Von Schafen, Oliven, Tomaten, Kühen. Um diese Jahreszeit brettern über die engen Landstraßen bis zum Umkippen mit Heuballen beladene Lastwagen. Gaafour zählt zehntausend Einwohner und hat einen wirtschaftlichen Vorteil: Es ist an eine Eisenbahnlinie angebunden. An diesem kleinen Bahnhof verdingen sich die Bauern als Lastträger, Putzer oder Aufpasser. Auch Hakim Rezgui, der Vater von Seifeddine, arbeitet dort ab und zu. Am vergangenen Freitag kam er vom Bahnhof nach Hause und legte sich gegen Mittag zur Ruhe. Es ist Ramadan, und es ist heiß hier. Gegen vier Uhr hämmerte die Polizei an das Tor. Sein Sohn hatte, während Hakim Rezgui schlief, 38 Touristen in einem Strandhotel in Sousse erschossen.

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