Anschlag in Paris:Was über den Anschlag auf den Champs-Élysées bekannt ist - und was nicht

Schüsse in Paris

Schwerbewaffnete Polizisten vor dem Triumphbogen: Nach dem Anschlag auf dem Champs-Élysées sperrt die Polizei das Gebiet ab.

(Foto: dpa)
  • Am Donnerstagabend eröffnet ein Mann auf der Pariser Prachtstraße Avenue des Champs-Élysées das Feuer auf Polizisten.
  • Ein Beamter wird getötet, zwei weitere Polizisten sowie eine deutsche Touristin verletzt.
  • Der Angreifer wird bei einem Schusswechsel getötet.
  • Die Terrormiliz Islamischer Staat reklamiert die Tat für sich. Der Angreifer ist französischen Behörden zufolge identifiziert, er war polizeibekannt.

Was wir wissen

Was passiert ist: ein Terroranschlag, kurz vor der Präsidentschaftswahl in Frankreich. Seit Tagen sind die Sicherheitsbehörden wegen der Wahl am Sonntag in erhöhter Alarmbereitschaft, Tausende Polizisten und Soldaten sind im Einsatz. So auch auf der Prachtstraße Avenue des Champs-Élysées im Herzen von Paris. Gegen 21 Uhr am Donnerstagabend eröffnete dort ein Mann das Feuer auf einen Mannschaftswagen der Polizei - die Beamten waren vor Ort, um das Gebiet rund um die weltberühmte Sehenswürdigkeit zu schützen.

Ein Polizist wurde von den Kugeln tödlich getroffen, zwei weitere Beamte sowie eine deutsche Touristin verletzt. Nach den ersten Schüssen des Angreifers erwiderten die Beamten das Feuer - beim anschließenden Schusswechsel wurde der Angreifer getroffen und starb. Das Pariser Innenministerium bestätigte später, dass ein Täter "neutralisiert" worden sei.

Das Motiv: Noch am Donnerstagabend bekannte sich die Terrormiliz Islamischer Staat über ihr Propagandaorgan Amaq zu der Attacke. Die Nachricht konnte zunächst nicht unabhängig auf ihre Echtheit überprüft werden. Sie wurde aber über Kanäle verbreitet, die der IS in der Vergangenheit genutzt hat, um Anschläge für sich zu reklamieren.

Der oder die Täter: Die Behörden gingen zunächst davon aus, dass der Terrorangriff von einem Einzeltäter begangen wurde, mittlerweile haben sie allerdings einen zweiten Tatverdächtigen im Visier. Das IS-Sprachrohr Amaq identifizierte den getöteten Angreifer als Abu Jussuf al-Beldschiki, genannt der "Belgier". Anders als der Spitzname suggeriert soll er allerdings ein Franzose gewesen sein. Das teilte das belgische Innenministerium mit.

Anti-Terror-Staatsanwalt François Molins sagte, der Täter sei "bekannt". Aus ermittlungstaktischen Gründen wollte er zunächst keine konkreten Angaben zur Identität des Angreifers machen. Der Zeitung Le Parisien zufolge saß der Schütze wegen drei versuchter Mord insgesamt 15 Jahre lang in einem französischen Gefängnis, zwei der Mordversuche sollen Polizisten gegolten haben. Er soll 39 Jahre alt gewesen sein. In seinem Auto fanden Ermittler nach der Attacke ein Gewehr und mehrere Messer. Am Freitag nahm die französische Polizei Justizkreisen zufolge drei Familienangehörige des Attentäters in Paris fest.

Inzwischen ermitteln die Behörden außerdem gegen einen zweiten Tatverdächtigen. Er habe sich den belgischen Behörden in Antwerpen gestellt, berichtete die Nachrichtenagentur Belga. Belgische Behörden bezeichneten den Mann als "sehr gefährlich". Bei einer Hausdurchsuchung sollen ein Zugticket für den 20. April, Feuerwaffen und mehrere Strumpfmasken gefunden worden sein.

Was wir nicht wissen

Ob und wann sich der Täter radikalisierte: Auch wenn sich die Informationen bestätigen sollten, dass der Angreifer einschlägig vorbestraft war - von einem radikalislamischen Hintergrund ist im Zusammenhang mit den vorherigen Taten nicht die Rede. Wann und wie hat sich der Mann also radikalisiert?

Welche Auswirkungen der Anschlag auf die Wahl hat: Während auf den Champs-Élysées die Schüsse fielen, standen die elf Kandidaten, die sich um das höchste Amt Frankreichs bewerben in einem Fernsehstudio und beantworteten Fragen - es war das letzte TV-Duell vor dem Urnengang am Sonntag. Einige von ihnen nahmen live Bezug auf den Anschlag. So sagte etwa der Kandidat der sozialliberalen Bewegung En Marche!, Emmanuel Macron: "Die erste Aufgabe eines Präsidenten ist es, zu schützen. Ein Polizist ist getötet worden, man weiß noch nicht genau, was passiert ist. Ich möchte den Polizeikräften und der Justiz meine ganze Solidarität aussprechen."

Später teilte Macron mit, dass er seinen Wahlkampf aus gegebenem Anlass einen Tag früher als geplant einstellen und am Freitag keine Wahlkampfveranstaltungen mehr abhalten werde. Ähnlich äußerten sich zwei weitere Favoriten um das Präsidentenamt, François Fillon und Marine Le Pen.

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