Anschlag in New York:New Yorker Explosion war "Akt des Terrors"

  • In New York ist am Samstagabend eine Bombe explodiert. Bei der Tat handele es sich "um einen Akt des Terrors", sagt der Gouverneur von New York.
  • Verbindungen zum internationalen Terrorismus sind allerdings bisher nicht bekannt.
  • Motiv und Täter sind unklar.

Von Hubert Wetzel, Washington

Wenige Wochen vor der Präsidentschaftswahl hat ein mutmaßlicher Terroranschlag die USA erschüttert. Mitten im New Yorker Stadtviertel Chelsea explodierte am Samstagabend an einer belebten Straße eine offenbar selbstgebaute Bombe und verletzte mindestens 29 Menschen, einige von ihnen schwer. Nach Angaben der Polizei war die Bombe in oder bei einem Müllcontainer versteckt.

Auf die Frage, ob es sich dabei um Terrorismus handele, antwortete der Gouverneur des Bundesstaates New York, Andrew Cuomo am Sonntag: "Das hängt von Ihrer Definition von Terrorismus ab. Eine Bombe in New York ist offensichtlich ein Akt des Terrors, aber es gibt bisher keine Verbindung zum internationalen Terrorismus." Die bisherigen Erkenntnisse seien noch sehr vorläufig. Dennoch hat sich New York für erhöhte Sicherheitmaßnahmen entschieden: 1000 zusätzliche Beamte von Polizei und Nationalgarde patrouillieren Busbahnhöfe, U-Bahn-Stationen und Flughäfen.

Kurz nach der Explosion entdeckte die New Yorker Polizei einige Straßenblocks entfernt einen zweiten Sprengsatz. Dabei handelte es sich Berichten zufolge um einen Schnellkochtopf, aus dem Drähte ragten und an dem mit Klebeband ein Mobiltelefon befestigt war. Diese Bombe konnte von der Polizei ohne weitere Schäden entschärft werden.

Wer die Bomben gelegt haben könnte, war zunächst völlig unklar. New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio sagte, es gebe keine Hinweise auf Terrorismus. Es habe "keine spezifische und glaubwürdige Drohung einer Terrorgruppe" gegen New York gegeben. Das mag in dieser Form stimmen, dennoch schien es eine fragwürdige Feststellung zu sein angesichts der Tatsache, dass gerade irgendjemand an einem Samstagabend im beliebten Manhattaner Ausgehviertel Chelsea einen starken Sprengsatz gezündet hatte.

Das Motiv für den Anschlag ist bisher noch unklar

Ganz offensichtlich wollte der Täter möglichst viele Menschen töten oder verletzen. Offen war lediglich das Motiv: Haben der oder die Täter einen islamistischen Hintergrund oder stammen sie aus einem anderen gewaltbereiten politischen Lager? Gouverneur Andrew Cuomo ließ vorsichtshalber die Sicherheitsmaßnahmen in der Stadt verstärken.

Allerdings erinnert die Verwendung eines Schnellkochtopfs für den Bau der Bombe stark an den Anschlag auf den Marathonlauf in Boston im Jahr 2013. Damals waren im Zielraum des jährlichen Großereignisses zwei Bomben explodiert, die aus mit Schwarzpulver gefüllten Schnellkochtöpfen bestanden hatten. Drei Menschen kamen bei dem Attentat ums Leben, 264 wurden verletzt.

Als Täter wurden relativ schnell die Brüder Dschochar und Tamerlan Zarnajew identifiziert, tschetschenische Einwanderer, die sich in den USA dem radikalen Islam zu gewandt hatten. Tamerlan Zarnajew wurde während der Fahndung nach den Attentätern erschossen, sein Bruder Dschochar wurde gefasst, vor Gericht gestellt und im vergangenen Jahr zum Tode verurteilt.

Donald Trump fordert ein hartes Durchgreifen

Sollte es sich jetzt auch bei dem New Yorker Anschlag um ein islamistisches Attentat handeln, könnte das dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump helfen. Er kritisiert seine demokratische Gegnerin Hillary Clinton und Präsident Barack Obama seit Langem, dass sie nicht hart genug gegen islamistische Terroristen vorgehen.

Trump sprach in einer ersten Reaktion von einem Anschlag und forderte mehr Härte: "Ich muss euch sagen, dass, kurz bevor ich aus dem Flugzeug gestiegen bin, in New York eine Bombe explodiert ist", sagte er bei seiner Ankunft bei einer Wahlkampfveranstaltung in Colorado. "Niemand weiß genau, was da los ist. Aber wir leben in einer Zeit - wir greifen besser mal sehr hart durch, Leute. Das ist eine schreckliche Sache, die da in unserer Welt und unserem Land passiert, und wir werden hart, klug und wachsam sein."

Clintons Reaktion fiel eher schwach aus

Clinton versuchte zu kontern, indem sie Trump vorwarf, voreilige Schlüsse zu ziehen. Das freilich war eine eher schwache Reaktion, die die Mehrheit der Amerikaner kaum überzeugen wird. Auch Clinton kam schließlich nicht umhin, von Bomben in New York zu sprechen.

Am Samstagnachmittag war bereits im New Yorker Nachbarstaat New Jersey eine kleine, in einem Mülleimer versteckte Rohrbombe explodiert. Auch bei dieser Detonation waren die Hintergründe zunächst unklar. Die Explosion fand in der Nähe eines geplanten Marathonlaufs zugunsten von Veteranen der Marine statt, der daraufhin abgesagt wurde.

In einer Einkaufspassage im Bundesstaat Minnesota verletzte ein Mann acht Menschen mit Messerstichen, bevor er von einem Polizisten erschossen wurde. Nach Angaben der Polizei soll der Täter bei seinem Amoklauf von "Allah" gesprochen haben. Am Sonntag behauptete der so genannte Islamische Staat (IS), hinter der Tat zu stecken. Der Täter sei "ein Soldat" des IS gewesen, teilte die vom IS betriebene Agentur "Rasd" mit.

Am Abend meldete sich dann der Vater des Täters über die Medien zu Wort. Die Polizei habe ihm mitgeteilt, dass sein 22-jähriger Sohn Dahir im Einkaufszentrum in St. Cloud ums Leben gekommen sei, sagte der aus dem Sudan stammende Ahmed A. der Zeitung Star Tribune in Minneapolis. Er habe keinerlei Verdacht geschöpft, dass sein Sohn in terroristische Aktivitäten verwickelt sein könnte. Dahir A. sei vor 15 Jahren in die USA gekommen und habe am St. Cloud Technical and Community College studiert.

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