Anschlag in Ansbach:Die Liste des Terrors

Bombenanschlag in Ansbach

Der Rucksack des 27-jährigen Attentäters von Ansbach liegt auf der Straße.

(Foto: dpa)

Messerattacke in Hannover, eine Bombe in Essen - und ein Selbstmordanschlag in Ansbach. Islamistisch motivierte Anschläge in Deutschland im Überblick.

Der Selbstmordanschlag in der bayerischen Stadt Ansbach hatte womöglich einen islamistischen Hintergrund. Auf einem Handy des Attentäters habe die Polizei ein Bekennervideo gefunden, teilt Bayerns Innenminister Joachim Herrmann mit (mehr dazu hier).

Wie viele andere westliche Länder ist auch Deutschland im Visier islamistischer Extremisten. Seit der Jahrtausendwende konnten elf geplante Terroranschläge vereitelt werden. Trotz der Wachsamkeit der Behörden kam es in der jüngsten Vergangenheit dennoch zu Attacken, die sich nicht verhindern ließen.

  • März 2011: Der 21-jährige Arid Uka alias "Abu Reyan" schießt am Frankfurter Flughafen auf mehrere US-Soldaten der Luftwaffe. Zwei von ihnen sterben, mehrere werden schwer verletzt. Als seine Waffe versagt, versucht Uka in der Menschenmenge abzutauchen - wird aber schließlich von Bundespolizisten gestellt. Die Ermittlungen ergeben, dass die Tat religiös motiviert war. Der gebürtige Kosovo-Albaner soll sich mit Hilfe salafistischer Hasspredigten im Internet radikalisiert haben. Ein YouTube-Video der Medienstelle "Soldaten Gottes", die zur Islamischen Bewegung Usbekistans (IBU) gehört, soll schließlich der Auslöser für das Attentat gewesen sein. 2012 wird Uka zu lebenslanger Haft verurteilt.
  • Februar 2016: Bei einer Personenkontrolle am Hauptbahnhof Hannover verletzt die 15-jährige Safia S. einen Bundespolizisten lebensgefährlich mit einem Küchenmesser. Auf dem von der Polizei sichergestellten Telefon finden sich Chatnachrichten, die belegen, dass es sich um einen gezielten Angriff mit IS-Hintergrund handelte. Gegenüber Freunden soll die Deutsch-Marokkanerin ihre Tat angekündigt haben (zu den Hintergründen). Im Zuge der Ermittlungen wird deutlich, dass Safia S. radikal-religiösem Gedankenguts anhängt. Sie verkehrte in vom Verfassungsschutz beobachteten "deutschsprachigen Islam-Kreis". Ihre Mutter ließ sie schon als siebenjähriges Kind an der Seite des Salafistenpredigers Pierre Vogel Koranverse zitieren. Vor der Messerattacke versuchte sie womöglich nach Syrien zu gelangen. Mittlerweile gibt es Kritik am Vorgehen der Polizei, denn die hätte Safia S. womöglich stoppen können.
  • April 2016: Nach einer indischen Hochzeit verüben zwei junge mutmaßliche Salafisten aus Gelsenkirchen einen Bombenanschlag auf ein Gebetshaus der Sikhs in Essen. Drei Menschen werden verletzt. Auch in diesem Fall müssen sich die Behörden den Vorwurf gefallen lassen, nicht genau hingeschaut zu haben. Die jungen Männer wurden durch ein Aussteigerprojekt des Landesamts für Verfassungsschutz betreut. Doch anstatt sich von der islamistischen Szene zu lösen, radikalisierten sie sich weiter (zu den Hintergründen). Was junge Männer am islamistischen Extremismus fasziniert, beschreibt ein junger Aussteiger aus der Salafisten-Szene. Mit der Frage wie man der Radikalisierung entgegen wirken kann, beschäftigt sich auch die Wissenschaft.
  • Juli 2016: Mit Axt und Messer bewaffnet geht ein 17-Jähriger aus mutmaßlich Afghanistan in einer Regionalbahn bei Würzburg auf Fahrgäste los. Fünf Menschen werden verletzt. Polizisten erschießen den Attentäter. Die Terrororgainsation Islamischer Staat bekennt sich zu der Tat (eine Analyse zur Kommunikation des IS). Schließlich taucht ein Video auf in dem sich der 17-Jährige als Kämpfer des IS bezeichnete. Bis zu dem Tag war er den Behörden nie als Radikaler aufgefallen. Bekannte schildern den Täter als ruhig, offen und sympathisch. Viel spricht dafür, dass er sich im Stillen radikalisiert hat (mehr dazu hier).
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