Anschlag in Afghanistan:Attentäter töten Karsai-Berater

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Bewaffnete Männer haben das Haus eines wichtigen Beraters des afghanischen Präsidenten Karsai in Kabul gestürmt - und den ehemaligen Provinzgouverneur erschossen. Es ist der zweite Anschlag binnen weniger Tage auf einen engen Vertrauten des afghanischen Präsidenten.

Ein enger Berater des afghanischen Präsidenten Hamid Karsai ist am Sonntag in seinem Haus in der Hauptstadt Kabul erschossen worden. Zwei mit Sprengstoffwesten und Schusswaffen ausgerüstete Männer hätten das Haus gestürmt und Jan Mohammad Khan ermordet, teilte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums mit. Das Innenministerium sprach von drei Attentätern. Auch der Parlamentsabgeordnete Hashim Watanwal sowie einige von Khans Leibwächtern kamen ums Leben.

Attentat in Kabul: Die afghanische Polizei vor dem Haus von Jan Mohammad Khan, dem ermordeten Berater von Präsident Hamid Karsai. (Foto: REUTERS)

Die Angreifer lieferten sich Schusswechsel mit anwesenden Polizisten. Nach Angaben der Polizei wurde dabei ein Angreifer getötet. Zu der Tat bekannten sich die radikalislamischen Taliban. Am frühen Montagmorgen (Ortszeit) ging die Suche nach weiteren Angreifern weiter, Anwohnern zufolge blieb es aber ruhig, nachdem es zuvor mehr als vier Stunden lang immer wieder Schüsse gegeben hatte. Die Straße, die zum Haus führt, war von einem Großaufgebot von Sicherheitskräften gesperrt.

Ein Vertreter der afghanischen Sicherheitskräfte sagte einem Fotografen der Nachrichtenagentur AFP, das Gebiet sei noch nicht vollständig "gesäubert". Im gesamten Stadtviertel gab es keinen Strom mehr, es lag völlig im Dunkeln.

Khan, der ehemalige Gouverneur der zentralafghanischen Provinz Urusgan und Berater des Präsidenten in Stammesfragen, war bereits im August 2010 einem Attentat entgangen. Er gehörte wie Karsai dem einflussreichen südafghanischen Popalzai-Stamm der durrani-paschtunischen Volksgruppe an. Er war ein langjähriger Freund des afghanischen Staatschefs. Beobachter beschrieben ihn als brutal - bei Stammesauseinandersetzung habe er nicht davor zurückschreckt, Rivalen fälschlicherweise als Taliban zu bezeichnen.

Erst vergangene Woche war der Halbbruder des Präsidenten, der einflussreiche und umstrittene Politiker Ahmad Wali Karsai, in seinem Haus in der Stadt Kandahar von einem seiner Leibwächter erschossen worden. Auch hier hatten sich die Taliban zu der Tat bekannt.

Petraeus übergibt Kommando

Die Angriffe auf Vertraute Karsais erfolgen zu einem kritischen Zeitpunkt: Die internationalen Truppen haben gerade begonnen, die Verantwortung für die Sicherheit im Land an die Afghanen abzugeben.

Am Sonntag übergab die Nato in der ersten von sieben Provinzen, Bamiyan, die Verantwortung in die Hände afghanischer Sicherheitskräfte. Durch die Übergabe der Sicherheitsverantwortung soll es möglich werden, bis Ende 2014 alle 150.000 in Afghanistan eingesetzten ausländischen Soldaten abzuziehen. Bis Ende diesen Jahres sollen bereits 10.000 US-Soldaten das Land verlassen.

Unterdessen hat US-General David Petraeus das Kommando über die internationalen Truppen in Afghanistan an seinen Nachfolger General John Allen übergeben. Zur offiziellen Übergabe fand in der afghanischen Hauptstadt Kabul eine Zeremonie statt.

Petraeus übernimmt nach einem Jahr als Kommandeur der internationalen und US-Truppen in Afghanistan die Führung des US-Geheimdienstes CIA. Dort löst er Leon Panetta ab, der nach dem Rücktritt von Robert Gates an die Spitze des US-Verteidigungsministeriums aufrückte.

Petraeus hatte das Kommando über die am Hindukusch stationierten ausländischen Soldaten übernommen, nachdem er als US-Kommandeur mit einer deutlichen Truppenaufstockung im Irak eine Wende eingeleitet hatte. General Allen war bisher Vize-Kommandeur bei Centcom, dem US-Kommando für den Mittleren Osten und Zentralasien. Er hat sich im Irak einen Namen gemacht durch Bündnisse mit Stammesmilizen, die eine wichtige Rolle spielten, um den Einfluss des Terrornetzwerks al-Qaida einzudämmen.

© AFP/dapd/dpa/gal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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