Anschlag auf Hotel in Bamako:Der unfassbare Terrorist

Mokhtar Belmokhtar

Die französische Regierung vermutet den Terroristen Mokhtar Belmokhtar hinter der Geiselnahme in einem Hotel in Bamako.

(Foto: AFP)
  • Die französische Regierung geht davon aus, dass hinter der Geiselnahme in einem Hotel in Malis Hauptstadt der Terrorist Mokhtar Belmokhtar steckt.
  • Der 43-Jährige wurde mehrmals für tot erklärt.
  • Belmokhtar ist auch für die Geiselnahme auf einem algerischen Gasfeld im Jahr 2013 verantwortlich. Damals starben 35 Menschen.

Von Christoph Meyer

Er ist wie ein Phantom. Der algerische Terrorist Mokhtar Belmokhtar wurde mehrfach für tot erklärt. Es sei "sehr wahrscheinlich", dass er getötet wurde, sagte Frankreichs Präsident François Hollande noch im Juni dieses Jahres nach einem US-Luftangriff in Libyen, der dem 43-Jährigen galt.

Solche Meldungen scheinen nicht viel wert zu sein. Sei es, weil sie voreilig verkündet werden, um endlich Erfolge im Kampf gegen den Terrorismus vorweisen zu können. Oder weil die Terroristen möglicherweise absichtlich falsche Berichte über ihr Ableben in die Welt setzen, um ihre Verfolger abzuhängen.

Inzwischen geht die französische Regierung davon aus, dass Mokhtar Belmokhtar lebt. Er soll hinter der Geiselnahme mit mindestens 21 Toten in einem Hotel in Malis Hauptstadt Bamako stecken.

Eine Verbindung mit dem IS lehnt Belmokhtar ab

Der Dschihadist soll bereits als 19-Jähriger in Afghanistan gegen prosowjetische Kräfte gekämpft haben. Durch eine Granate soll er ein Auge verloren haben, was ihm den Namen "Der Einäugige" einbrachte. Wegen seiner Aktivitäten im Tabakschmuggel wird er auch Mr. Marlboro genannt. Seine französischen Verfolger nennen ihn "l'insaisissable" - den Unfassbaren.

Nach Belmokhtars Rückkehr nach Algerien Anfang der Neunziger Jahre kämpfte er für radikale Gruppen im Bürgerkrieg. Später schloss er sich al-Qaida an, wurde zu einem der einflussreichsten Mitglieder von deren Ableger in Nordafrika, al-Qaida im Maghreb. Dann kam es zum Bruch. Seit 2012 führt er eine eigene Terroristenmiliz an, die unter verschiedenen Namen firmierte, unter anderem als "Die mit Blut unterzeichnen". Seit dem Zusammenschluss mit einer anderen Gruppe nennt sich die Gruppe "Al-Murabitun" - "die Kämpfer". Doch dem Al-Qaida-Konkurrenten IS hat sich Belmokhtar nie angeschlossen.

Einen Treuschwur gegenüber dem selbsternannten IS-Kalifen Al-Bagdadi lehnt Belmokhtar im Gegensatz zu anderen Mitstreitern angeblich strikt ab. Der nordafrikanische Ableger ist zusammen mit Al-Qaida auf der arabischen Halbinsel einer der wenigen verbliebenen schlagkräfigen Ableger der Terrororganisation. Womöglich ist die Geiselnahme in Bamako der Versuch, den Anschlägen des IS in Paris, Beirut und auf dem Sinai, etwas eigenes entgegenzusetzen.

Hervorragender Kenner der Sahara

Anfang 2013 machte Belmokhtar mit der Geiselnahme mehrerer ausländischer Mitarbeiter auf einem algerischen Gasfeld Schlagzeilen. 35 Menschen kamen dabei ums Leben, darunter drei US-Amerikaner. Doch sein Operationsgebiet erstreckt sich auf ein viel weiteres Territorium als nur sein Heimatland. Belmokhtar ist ein hervorragender Kenner der Sahara und bewegt sich scheinbar mühelos zwischen den an die Wüste angrenzenden Staaten Mali, Niger, Tschad, Libyen und Algerien hin und her. Dabei sollen ihm auch seine Verbindungen zu verschiedenen Tuareg-Gruppen und ansässigen Arabern hilfreich sein. Er soll in mehreren Ländern für Entführungen mit Lösegeldforderungen verantwortlich sein. Unter anderem für das Kidnapping des UN-Sondergesandten Robert Fowler im Niger.

Zweimal wurde er in Algerien zum Tode verurteilt. Die USA haben ein Kopfgeld von bis zu fünf Millionen US-Dollar auf seine Ergreifung ausgesetzt.

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