Annäherung:Kim und Trump verblüffen die Welt

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Nordkoreas Diktator und der US-Präsident wollen miteinander reden. Die Atomkrise ist damit nicht beendet.

Von Sebastian Schoepp, München

Es wäre eine historische Begegnung, wie sie in dieser Form noch nicht stattgefunden hat: Der geplante Gipfel des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong-un mit US-Präsident Donald Trump hat weltweit Hoffnungen auf Entspannung in Asien und auf ein Ende des immer bedrohlicher werdenden Atomkonflikts ausgelöst - allerdings auch Skepsis. Vorerst aber haben EU, Russland und China das geplante Treffen ausdrücklich begrüßt. Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach von einem "Hoffnungsschimmer".

Noch nie hat sich ein amtierender US-Präsident mit einem Vertreter der Kim-Dynastie getroffen, die seit 70 Jahren über den Norden der koreanischen Halbinsel herrscht. Vermittelt hat die Zusammenkunft Südkorea - ein Coup. Südkoreas Sondergesandter Chung Eui-yong hatte am Montag Kim Jong-un getroffen, am Donnerstag stand er vor dem Weißen Haus in Washington und überbrachte eine Einladung aus Pjöngjang an den Hausherrn. Der Südkoreaner teilte mit, der Gipfel solle bis Mai stattfinden. Kim habe atomare Abrüstung in Aussicht gestellt und zugesagt, Atom- und Raketentests auszusetzen - wenn seine Sicherheit gewährleistet sei. Trump twitterte: "Ein Treffen wird geplant." Die Sensation war perfekt.

Doch die Amerikaner ließen auch gleich durchblicken, dass es vorerst nur um Symbolik geht. Noch am Donnerstagabend relativierte ein ranghoher Mitarbeiter der US-Regierung die Entwicklungen. Man rede jetzt noch nicht über Verhandlungen. Die USA bestünden zunächst auf einer vollständigen Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel. Am Freitag sagte Trumps Sprecherin Sarah Sanders, ein Treffen könne nur stattfinden, nachdem Nordkorea überprüfbare Schritte zur Denuklearisierung eingeleitet habe.

Auch die Bundesregierung blieb skeptisch: "Wie Sie wissen, haben wir und die anderen Partner Nordkorea immer wieder dazu aufgerufen, die ausgestreckte Hand des Südens und auch die Gesprächsangebote der USA zu ergreifen", sagte die Sprecherin des Auswärtigen Amtes, Maria Adebahr. Nun bleibe abzuwarten, ob den Worten Taten folgen. "Denn zum jetzigen Zeitpunkt liegen uns keine offiziellen Informationen der nordkoreanischen Führung dazu vor, ob sie tatsächlich zu einem grundlegenden Kurswechsel bereit ist."

Für Kim Jong-un bedeutet es einen riesigen Image-Gewinn, dass der US-Präsident mit ihm redet. Nordkoreas Machthaber muss sich nun nicht mehr als Paria fühlen. Überraschend ist, wie schnell es zu dem direkten Gesprächsangebot kam, denn noch vor Kurzem sah es nach Eskalation aus: Fast das ganze Jahr 2017 überzogen Trump und Kim Jong-un einander mit Drohungen und einem kernigen Vokabular: Trump nannte den Koreaner irre, klein und dick, "little rocket man", kranker junger Hund und feige, der US-Präsident drohte mit "Feuer und Zorn". Kim konterte, der Amerikaner sei wahnsinnig, ein geisteskranker Greis. Doch anscheinend haben sie sich mit den Beschimpfungen so weit ausgetobt, dass sie sich nun persönlich kennenlernen wollen.

Trump sprach von großen Fortschritten. Dennoch müssten die Sanktionen gegen Nordkorea aufrechterhalten werden, bis ein Abkommen erreicht sei. Diese Strafmaßnahmen, denen sich auch China angeschlossen hat, setzen den ausgehungerten Nordkoreanern zu. US-Außenminister Rex Tillerson sagte, die Vorbereitung des Treffens werde "einige Wochen" in Anspruch nehmen. Der Präsident habe die Entscheidung alleine getroffen. Nach Meinung von Beobachtern sind die Amerikaner relativ schlecht vorbereitet auf ein solches Treffen - der Trump-Regierung fehlen Fachleute für Nordkorea.

© SZ vom 10.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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