Angriff auf das Parlament:Zusammenstöße zwischen Polizei und Demonstranten in Hongkong

Proteste in Hongkong

Mit einem Absperrgitter versuchen Demonstranten eine Scheibe am Parlamentsgebäude in Hongkong einzuschlagen.

(Foto: AP)
  • In Hongkong ist es zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen.
  • Vermummte Protestierende haben versucht, das Parlament zu stürmen, die Polizisten hinderten die Aktivisten daran mit Pfefferspray und Schlagstöcken.
  • Die Hongkonger Regierung verurteilte den Angriff.
  • Seit Dienstag wird das Camp der Demokratiebewegung geräumt. Vor gut zwei Monaten hatte sich der Protest entzündet.

Demonstranten versuchen Parlament zu stürmen

In der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong ist es zu schweren Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen, als mehrere vermummte Protestierende versuchten, das Parlament zu stürmen. Die Beamten setzten am Morgen Pfefferspray und Schlagstöcke gegen mehrere hundert Protestierende ein.

Zuvor hatte rund ein Dutzend mit Eisenstangen und Steinen bewaffnete Aktivisten versucht, sich über den Seiteneingang Zugang zum Parlament zu verschaffen. "Brecht es auf und stürmt es", rief einer der Demonstranten, wie auf Fernsehbildern zu sehen und zu hören war. Augenzeugen berichteten, dass Demonstranten versuchten, Glasscheiben und Türen zu zertrümmern, um in das Gebäude zu gelangen. Die Gruppe wurde aber an ihrem Vorhaben gehindert.

Die Polizei nahm nach eigenen Angaben sechs Personen unter anderem wegen Sachbeschädigung fest. Drei Polizisten wurden demnach verletzt und im Krankenhaus behandelt.

Es war zunächst nicht klar, ob die Angreifer zu den seit fast zwei Monaten auf Hongkongs Straßen ausharrenden, prodemokratischen Demonstranten gehörten. Diese verurteilten die Angriffe. Das Vorgehen habe nichts mit friedlichem, zivilem Ungehorsam gemein, den die Regenschirm-Bewegung mit ihrer Straßenbesetzung anstrebe, hieß es in einer Mitteilung. "Mit Gewalt wurde öffentliches Eigentum zerstört", kritisierten die Demonstranten.

Hongkonger Regierung kritisiert den Angriff

Die Hongkonger Regierung hat die Angriffe auf das Parlamentsgebäude scharf kritisiert. Die Aktivisten hätten das Gebäude am Mittwochmorgen stark beschädigt, hieß es in einer Mitteilung der Regierung. Glastüren seien zerstört und Wände beschädigt worden. Das Gebäude wurde am Mittwoch für die Öffentlichkeit geschlossen und Parlamentssitzungen vorerst ausgesetzt.

Eine für diesen Mittwoch geplante Sitzung des Parlaments wurde nach Angaben der Regierung in Hongkong abgesagt, auch Besuchertouren sollten zunächst nicht stattfinden.

Protestcamp wird geräumt

Am Dienstag hatten die Behörden in der chinesischen Sonderverwaltungszone damit begonnen, einen Teil des größten Protestlagers der Demokratiebewegung zu räumen.

Seit Ende September blockieren die Demonstranten drei Hauptverkehrsadern der Millionenmetropole Hongkong. Ihre Zeltlager sollen nun gegen ihren Willen schrittweise abgebaut werden.

Die Proteste hatten sich vor gut zwei Monaten an den Plänen Pekings entzündet, 2017 zwar erstmals eine direkte Wahl in Hongkong zu erlauben, den Wählern aber eine freie Nominierung der Kandidaten zu verweigern. Seit Rückgabe der ehemaligen britischen Kronkolonie 1997 an China wird Hongkong als eigenes Territorium autonom regiert.

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