Angriff auf Bürgermeister:Bürgermeister mit Knüppel bewusstlos geschlagen

Oersdorf - Ortsschild

In Oersdorf ermittelt die Polizei wegen eines Überfalls mit mutmaßlich fremdenfeindlichem Hintergrund.

(Foto: dpa)
  • Ein Unbekannter hat am Donnerstagabend den Bürgermeister der Gemeinde Oersdorf überfallen.
  • Die Tat könnte einen politischen Hintergrund haben: Die Gemeinde diskutiert, Flüchtlinge in einem Haus in Oersdorf aufzunehmen.
  • Vor der Tat hat der Bürgermeister mehrere Drohbriefe erhalten.

Die Polizei bewachte die Sitzung des Bauausschusses der Gemeinde Oersdorf im Kreis Segeberg - und konnte trotzdem einen Angriff auf den 61-jährigen Bürgermeister nicht verhindern. Er wurde am Donnerstagabend der Polizei zufolge von einem Unbekannten angesprochen und erhielt dann einen Schlag auf den Kopf, wahrscheinlich mit einem Knüppel.

Schnell stand der Verdacht: Hat der Überfall etwas damit zu tun, dass die Gemeinde erwägt, Flüchtlinge in ein Haus in Oersdorf einziehen zu lassen? Die Vermutung liegt nahe, erhält der Bürgermeister doch seit Juli immer wieder Drohbriefe. In ihnen stünden fremdenfeindliche Parolen wie "Oersdorf den Oersdorfern" und auch direkte Einschüchterungen: "Wer nicht hören will, muss fühlen", zitiert ein Polizeisprecher aus dem Brief, den der Bürgermeister noch kurz vor der gestrigen Sitzung erhalten haben soll.

Da also ein politischer Hintergrund der Tat nicht ausgeschlossen ist, ermittelt schon seit Juli der für solche Fälle zuständige Staatsschutz. Den Oersdorfer Bürgermeister konnten die Beamten bereits kurz nach der Tat vernehmen.

Polizei ermittelt in alle Richtungen

Die Polizei betont jedoch, weiterhin in alle Richtungen zu ermitteln: "Im vorliegenden Fall betrachten wir ernsthaft und gründlich alle in Frage kommenden Motive. Diese können auch außerhalb möglicher fremdenfeindlicher Hintergründe liegen."

Die Wählervereinigung Oersdorf, zu der der 61-jährige Bürgermeister gehört, berichtete bereits im August auf ihrer Webseite von Einschüchterungsversuchen und Drohungen. "Oersdorf hat von sich reden gemacht. Und das gar nicht in gutem Sinne", heißt es dort. Zweimal habe eine Sitzung des Bauausschusses wegen Bombendrohungen ausfallen müssen.

Dabei seien die Planungen für das Haus, um das es geht, noch nicht einmal abgeschlossen. Zu den Drohungen bezieht die Wählervereinigung wie folgt Stellung: "Wir lassen uns nicht einschüchtern und verfolgen unsere Ziele weiter im offenen und fairen Austausch mit allen." Dass nicht immer alle einer Meinung sein können, sei normal - doch letztlich gelte es, demokratisch gefällte Beschlüsse zu akzeptieren.

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